Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 4 (Woche 2)

 

Fernwandern ist anstrengend durch den ständigen Rythmuswechsel bergauf, bergab, schöner Waldweg und dann stundenlang demoralisierende Straßen oder Güterwege.

Nun stehen wir da. Rechts hinauf oder links hinunter. Auf Erich`s alter Karte führt der Weg hinunter, und bald ist keine Markierung mehr da. Wir fragen auf einem Bauernhof. Ja, der Weg ist verlegt worden und führt nun an einigen Jausenstationen vorbei. Noch eine Steigung und dann hinunter nach Ternberg…sicher noch eine Stunde Gehzeit, meint der nette Bauer. Beim nächsten Bauernhof läuft uns ein bellender Hunde entgegen, und folgt uns bellend hinterher. Ich habe dabei immer ein mulmiges Gefühl Erich hat da keine Probleme, hat er doch selber einen Hund. Jetzt ist er ganz nahe und regt sich fürchterlich auf. Glücklicherweise kommt ein Traktor entgegen. Der Bauer springt ab und schimpft mit seinem Hund. Ja, er begleitet Wanderer oft eine längere Strecke. So zieht er jetzt den Kopf ein und schleicht langsam davon. Freundlich sind die Bauern. Wir begegnen einem, der soeben beim Aufklauben der Mostbirnen ist. Noch ein wenig steil bergauf, dann wieder bergab.

Bald sehen wir Ternberg vor uns liegen. Heute bin ich erschöpft und müde. Wir steuern auf unser Ziel, den Gasthof „Goldener Hirsch“ zu. Nach 30 Km , 850 Höhenmeter und einer Gehzeit von 8 Stunden könne wir den Rucksack in unseren Zimmern abstellen. Ich vergönne mir gleich ein Bier und einen halben Liter Wasser. Zum Regenerieren ist dies unbedingt notwendig. Nach dem Duschen gehe ich in die Gaststätte, um mir ein Abendessen zu bestellen. Ich esse eine Nudelpfanne mit einer extra großen Portion Gemüse. Dazu gibt's wie immer eine Halbe Bier und einen jungen Sturm, ein frischer Traubenmost, den die Weinbauern bereits heuer produziert haben. Erich isst heute gar nichts, er hatte genügend zur Jause und das genügt ihm. Beide sind wir ziemlich müde und gehen gegen 20 Uhr ins Bett. Sofort schlafe ich ein, und wache erst am Morgen auf, als mich Erich weckt.

 

Mittwoch, 03.10.2007

Der Wird macht ein paar Fotos von einem Wurzelstock. Dann brechen wir auf, queren einen Fluß, auf einer Brücke überqueren wir den Schienenstrang des Zuges und dann führt uns der Weg hinauf in die Berge. Zunächst folgen wir der Straße, später wandern wir durch den Wald hinauf zum Herndleck, das auf 1000 Meter Seehöhe liegt. 340 Höhenmeter von Ternberg haben wir gewaltig an Höhe gewonnen. Nach den schönen sonnigen Tagen ist es heute stark bewölkt. Es ist trüb und immer wieder nieselt es leicht. Wir gehen durch einsame Wälder, queren Wiesen und müssen aufpassen, denn es liegt Laub am Boden und dieses ist durch die Nässe sehr rutschig.
Fern Wandern Österreich

Irgendwann treffen wir eine Wandergruppe, bestehend aus 3 Männern, die den 04 Weg von Bregenz nach Wien gegangen sind. Bald treffen wir auf den Weg 09- den Salzsteinweg- der von der Nord- zur Südgrenze Österreichs führt. Auch diesen sind wir zur Gänze gegangen. Hier ist die so genannte „Teufelsküche“. Weiter durch den Wald, zunächst ein wenig bergab, dann wieder hinauf. Zum Gscheid und weiter hinauf, bis wir auf einen Anhöhe ankommen, von der es zur Grünberger Hütte nicht mehr weit ist. Diese liegt auf 1080 Meter . Nach 3,5 Stunden flotter Wanderung treffen wir dort ein. Ich bin froh, dass ich mich ein wenig ausrasten kann. Hier esse ich wieder meine Müsliriegel und dazu einen gespritzten Apfelsaft. Leider haben wir keine Zeit und müssen weiter wandern, denn unser heutiges Tagesziel ist noch weit weg.

Weiter durch den Wald hinunter, hinein in einen Graben und einem kleinen Bach entlang. Es ist sehr rutschig. Feuchtes Laub liegt am Boden und verdeckt die Wurzeln, über die wir drüber stolpern, und Steine, die wir zu einer Rutschpartie lostreten könnten. Irgendwann endet dieser tolle Weg im Dorngraben. Dort gelangen wir zur Autostrasse nach Molln.

Nach stundenlanger Wanderung durch ruhige Wälder und über schräge Wiesen sind wir nun wieder zurück in der Wirklichkeit. Autos brausen an uns vorbei, hin und wieder donnert ein großer LKW daher, der uns mit seinem Sog mächtig anzieht. Bald ist der Spuk vorbei und wir gehen hinunter zur Steyr. Inzwischen haben sich die Wolken verzogen und es scheint wieder die Sonne. Den Ponchos haben wir zum Trocknen über die Rucksäcke gehängt.

Der Weg führt zuerst hoch oben am Felsen den Fluß entlang, später sind wir wieder unten in der Nähe des Wassers. Der Weg ist schmal, aber schön angelegt. Stolpern könnte man aber hier jederzeit. Mit dem Rucksack am Rücken würden wir schnell im Wasser untergehen, oder von der Strömung fortgerissen werden. Also ist es richtig, dass wir uns beim Wandern auf die Schritte konzentrieren, damit nichts Unvorhergesehenes passieren kann. An den Schlüsselstellen dieser Route gibt jeder von uns beiden sehr Acht. Das Unglück geschieht aus Unachtsamkeit an Stellen, die eigentlich nicht gefährlich aussehen.

Immer wieder ergeben sich herrliche Ausblicke auf das dahinströmende Wasser des Flusses. Wir sind hier ganz alleine und ist wahnsinnig schön. Kleiner Rutschungen nach starken Regen haben den Weg ein wenig ausgewaschen, und hin und wieder queren wir kleine umgefallene Bäume, aber letztendlich erwarten wir keine größeren Probleme.



Dann quert eine Brücke das Steyrtal und es heißt Abschied nehmen, von diesem schönen Teil des Weges. Ab Molln marschieren wir wieder auf einer asphaltierten Strasse, fast eben in Richtung Frauenstein. Es scheint wieder die Sonne und es ist ziemlich warm. Zum Glück saugt mein Hut den Schweiß ein wenig auf, sodass er mir nicht übers Gesicht laufen kann. Eine solche Strassen Etappe ermüdet ziemlich. Wir versuchen Tempo zu machen, denn es liegen noch immer 8 km vor uns. Eine kurze Trinkpause und dann gehts wieder weiter. Wir sind der Sonne ausgesetzt, es ist heiß und der Asphalt reflektiert die Wärme. Moralisch bin ich ein wenig angeschlagen und der Weg scheint sich endlos hinzuziehen. Immer wieder hoffe ich, die Kirche von Frauenstein endlich auf den Hügeln zu sehen…und ich sehe sie sehr spät. Wir benötigen fast zwei Stunden in einem flotten Tempo. Ca. 3 bis 5 Kmh gehen wir, ein schnelleres Tempo kann ich nur kurz halten. Unser JPS zeigt das ziemlich genau an. Endlich die Kirchturmspitze und dann die letzten Meter bergauf. Müde aber glücklich stehe ich vor der Wallfahrtskirche, in die wir auch gleich reingehen und eine kurze Andacht halten. Wir sind froh, dass wir wieder eine lange Etappe gut geschafft haben. 30,5 km und 1115 Höhenmeter bei einer Gehzeit von 8 Stunden ist eine ordentliche Leistung. Langsam beruhigt sich der aufgeheizte Körper im kühlen Innenraum der Kirche.

Fern Wandern Österreich

Fern Wandern Österreich

Auf unseren Wanderungen besuchen wir jede Kirche die am Weg liegt. Auch bei Kapellen machen wir eine kurze Rast, und zu staunen, mit wie viel Eifer ein Bauer oder eine Privatperson diese gebaut und eingerichtet haben.

Wir logieren im Gasthof Federlehner, gleich neben der Kirche. Ich sitze im Freien bei einem Bier und sehe lang und nachdenklich hinüber zur Kremsmauer, die ich vor vielen Jahren einmal bestiegen habe-und vor 2 Jahren auf einer anderen Route wieder den Gipfel gestürmt habe. Langsam geht die Sonne unter und dann geht es schnell…es wird kalt und wir flüchten in die Gaststube. Heute vergönne ich mir Eierschwammerl mit einem Knödel, und Erich wieder seine Frankfurter Würstel. Auch an diesem Tag bleiben wir nicht lange sitzen. Wie plaudern ein wenig über unseren gemeinsamen Wandererlebnisse. Noch immer ist die Situation in der Welt besorgniserregend. Natürlich machen wir uns auch darüber so unsere Gedanken. Alle warten auf eine Neuordnung der amerikanischen Politik.

Bald liege ich im Bett und schlafe tief und fest.

Donnerstag, 4.10.2007

Zum Frühstück stehen viele verschiedene Marmeladegläser mit Löffel auf dem Tisch. Sie dürften selbstgemacht sein. Leider habe ich das Bild vor Augen, dass ein anderer vielleicht den Löffel abgeleckt hat, und dann noch mal Marmelade nachgeholt hat. Mir ist klar, dass alle Löffel frisch sind, aber offene Marmeladegläser habe ich schon öfters erlebt, und auch Gäste, die immer wieder aus den Gläsern Marmelade genascht haben, als sei es ein Kompott.

Wieder auf dem Weg hinunter, bald wandern wir unter der Autobahn durch und sehen einen großen Bagger und LKW`s in einem Schotterwerk. Nach etwa einer Stunde erreichen wir den Staudamm von Klaus. Nun marschieren wir auf der Straße weiter. Hin und wieder donnert ein Lastwagen an uns vorbei.

 

Wir spüren richtig wie die Luft erzittert und der Sog des Fahrtwindes an uns zerrt. Kilometer um Kilometer gehen wir am Straßenrand dahin. Oben weithin sichtbar das Schloss Klaus, später dann am Beton- und Zementwerk vorbei. Hier wird kontinuierlich der Berg abgegraben, der inzwischen eine große Wunde aufweist. Endlich könne wir von der Hauptstrasse in das ruhige Steyrtal abzweigen. Noch immer gehen wir auf einer asphaltierten Strasse, und von diesen tun uns die Beine ziemlich weh.

In Steyerling treffen wir endlich wieder auf ein kleines Kaufgeschäft. Ein Nah und Frisch versorgt dieses kleine abgelegene Dorf. Erich kauft sich wieder einige Getränke. Dann gehen wir über die Wiese den Bach entlang…der Weg ist hier gut markiert. Jetzt ist es ruhig und wir sind alleine, keine Autos stören nun diese Ruhe. Heute ist es den ganzen Tag trüb, ab und an regnet und nieselt es ein wenig. Wir haben zeitweise unsere Ponchos, den Regenschutz umgehängt.

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