Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 12 (Woche 3)

      Hier in dieser Wildnis aus Fels und Latschen atmet die Wildheit der Natur. Kaum zu glauben, dass es so etwas noch gibt. Keine Trampelpfade, sondern ein gut markierter Steig, aber wir sind alleine. Freudig erkennen wir die Einsamkeit, die uns die Natur hier fühlen lässt. Die Ruhe schreit uns entgegen und wir werden davon erfasst. Nur ein leises Säuseln des Windes. Das ist erholsam für die Seele, die dem Alltagstrott hier zu entfliehen versucht. Für kurze Zeit, ein paar Stunden gelingt das auf solchen Fernwanderungen immer wieder. Dann mündet endlich- nach 5 Stunden- der Hauptweg ein. Dieser ist nun breit und bequem- der Schaflukensteig vom Brunnkogel herüber. In der Ferne sehen wir bereits unser Ziel das Hochleckenhaus. Wir sind zwar erst 5 Stunden  gegangen, aber wir haben über 1600 Hm hinauf und hinunter gemacht. Mich schmerzen die Oberschenkel und ein leichtes Ziehen in der linken Hüfte verspüre ich.

Fernwanderung in Österreich

Solange die Sonne scheint ist es angenehm, dann flüchten wir in die Gaststube. Mehrere Wanderer haben den Weg ins Tal angetreten. Nur ein Ehepaar ist zum Übernachten geblieben. Sonst sind wir alleine. Der Blick aus dem Fenster zeigt die blutrot untergehende Sonne im Nebel und Wolkenmeer Eine schöne Stimmung, die zeigt, dass wieder ein Tag für uns friedvoll zu Ende geht.

Zum Abendessen gibt es für mich einen Schweinsbraten, der erstaunlich gut schmeckt. Erich isst wie immer seine Frankfurter Würstel. Er hat einen empfindlichen Magen und verträgt keine Parafette. So ist er beim Essen sehr vorsichtig, denn er will keine Beschwerden riskieren. Wir sitzen da. Im Gastzimmer wird es immer dunkler. Irgendwann wird über unseren Tisch das Licht angedreht. Dank Photo Voltaik gibt es Strom und Licht. Vom Hüttenwirt sehen wir nicht mehr viel Er ist sauer, weil der Wetterbericht schlecht ist und einige Wanderer abgesagt haben. Er zieht sich zu seinen Bilanzen zurück. Für ein Achterl Wein hat er dann kurz Zeit- gleich hat er es mir eingeschenkt. Für den Zimmerschlüssel verlangt er 20 € Einsatz. Das habe ich auch noch nicht erlebt.


      Unser Zimmer ist klein, aber es hat 2 Betten. Als Alpenvereinsmitglied zahlen wir nur die Hälfte und so ist das Übernachten für uns auf Berghütten der Alpinvereine relativ billig. 12 € für eine bequeme Nacht im Bett.
   Bei unseren Gesprächen am Abend reden wir häufig über gemeinsam erlebte Abenteuer und da gibt es genug. Auch weltanschauliche Gedanken werden präsentiert. Vor allem die anhaltende Zerstörung der Natur und Umwelt macht uns Sorgen. Der gefährdete Weltfrieden ist ein weiteres Thema, das uns berührt. Wie können wir unsere Gedanken und Erlebnisse einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. Gar nicht einfach unsere intensiven Natur und Wandererlebnisse zu vermitteln. Ich träume von einem Buch, das ich vielleicht irgendwann einmal schreiben könnte. Illustriert mit vielen Fotos, damit die Menschen sehen, was sie alles erleben könnten, wenn sie in die Natur hinaus gehen würden.

Dienstag, 29.9.2009

    Nach dem Frühstück brechen wir rasch auf. Dichter Nebel empfängt uns schon bei der Tür. Jetzt sind wir um jede Markierung froh. Bald kommen wir jedoch auf einen gut erkennbaren Weg und wieder geht es talwärts und bergab. Der Nebel zaubert eine gespenstische Stimmung in die Landschaft. Bald erreichen wir die Abzweigung hinüber zur Brennerin. Der Pfad führt jetzt zwischen den Latschen wieder bergan. Latschen sind flach am Boden wachsende  Nadelhölzer. Die langen Nadeln verlieren sie auch  im Winter nicht. Der Pfad ist hier nicht zu verfehlen, da er so richtiggehend ausgeholzt wurde.  Wir folgen dem Weg bis zur Geißalm.
    Mir gefällt diese Nebelstimmung. Sie verstärkt die Empfindungen, die mich bewegen. Ich mache gerne Wanderfotos im Nebel. Im Herbst beim Fernwandern haben wir immer wieder solche Stimmungen. Sie beflügeln die Fantasie des Menschen, seine gedankliche Kreativität bis tief  in die Seele hinunter. So entstehen sicher Sagen und Märchen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass gutmütige Feen hinter den Felsen auftauchen könnten. Oder vielleicht sogar Robin Hood gleich hinter dem nächsten Baum . Auf der Suche nach Gerechtigkeit für den einfachen Menschen kommt es zur Diskussion. Aber auch Harry Potter kann in einer solchen Empfindung geschrieben worden sein. Seine Abenteuer wurzeln in der inneren Nebelstimmung seiner Autorin. Dieser verhalf das Schreiben solcher Geschichten den Weg von ganz unten bis ganz oben zu gehen.

Fernwanderung Jakobsweg

    Das Spannungsfeld, das die Natur so in mein Hirn zaubert, berührt mich tief. Hier bin ich meinem Schöpfergott, an dem ich ob der ganzen Schönheit dieser Natur felsenfest glaube, ganz nahe. Hier trage ich meine Wünsche an ihm heran und schicke ihm spontane Stoßgebete. Hier in diesem Latschenmeer, ganz alleine, fühle ich mich ihm näher als in jeder Kirche. Wenn es möglich ist, besuche ich an den Sonntagen den Pfarrgottesdienst in meiner Heimatgemeinde Ottensheim an der Donau. Dort liegen meine religiösen Wurzeln.
    Auf der Geißalm stehen 3 Gemsen zwischen den Lärchen. Nur kurz heben sie ihre Häupter und lauschen in den Wind. Schnell bemerken sie uns. Mit eleganten Sprüngen verschwinden sie im Wald.

 

     Dann geht es wieder bergauf Richtung Brennerin. Die Steigung ist nicht allzu stark. Es gibt heute wieder ein paar Anstiege, obwohl wir hauptsächlich bergab gehen. Wir müssen hinunter bis zum Attersee. Bald erreichen wir die Brennerin auf 1602m. Den kurzen Abstecher zum Gipfel sparen wir uns, denn es herrscht immer noch dichter Nebel. Die Aussicht wäre gleich null. So machen wir nur eine Trinkpause , bevor wir unseren Weg durch den Lärchen- und Fichtenwald talwärts fortsetzen.
    Bei solchen Wanderungen lerne ich viel über mich selber. Früher hatte ich bei einem solchen Nebel Angst, den Weg zu verlieren. Doch inzwischen sind Erich und ich so weit durch solche Stimmungslandschaften gegangen. Mehr und mehr bekomme ich die Gewissheit, dass ich in schwierigen Situationen gut zurecht komme. Nur nicht die Nerven wegwerfen. Mit voller Konzentration, den Blick auf den Boden geheftet, auf der Suche nach den Markierungen und den Hinweisen, wo sich der mögliche Weg befindet. Auf Gletschern ist das noch schwieriger, wenn die Spuren vom Wind verweht werden wie damals am Dom (4545m) in der Schweiz.

Fernwandern in Österreich von Ost nach West

 

 

 

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