Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 13 (Woche 3)

 In Leben ist so manches auch nicht gleich erkennbar. Manche Wegweiser sind oft nicht deutbar. Ob Entscheidungen an Kreuzungen richtig sind, weiß man oft erst Jahre später.  Manche Chance im Leben gibt es nur einmal und das sollte man rechtzeitig erkennen. Darauf sollte jeder vorbereitet sein. Ich habe durch meine Wanderungen den Mut bekommen, nicht davonzulaufen. Es ist wichtig Positionen zu beziehen. Mein Leben wäre sicher anders verlaufen, wenn ich nicht so Heimat verbunden gewesen wäre. Wenn ich nicht in Wien sondern im Ausland studiert hätte, nicht Medizin, sondern Wirtschaft oder Politikwissenschaften. Möglichkeiten dazu hätte es ja gegeben und Stipendien wurden  mir ja angeboten.
     Bei diesen Wanderungen habe ich Zeit, so manchen Gedanken nachzuträumen, ohne dass mich jemand stört. Stundenlang gehen Erich und ich hintereinander. Ich gehe meist voraus auf der Suche nach Markierungen. Er ist hinter mir mit der Wanderkarte (1: 25000) und dem JPS. Er kontrolliert, denn nicht immer ist der Weg leicht zu finden Den ganzen Tag schweigen wir, erst am Abend gibt es Diskussionen und Gespräche. Er ist inzwischen ein pensionierter Bankier und einer meiner wichtigsten Freunde. Seit über 30 Jahre kennen wir uns und sind tausende Kilometer, zum Teil anstrengende und schweißtreibende km gemeinsam gewandert.

Fernwanderung in Österreich
Nun erreichen wir die Mahdlschneid, ein kurzer Felsrücken und hier erkennen wir erstmals den Attersee tief unter uns. Ein kurzes Stück ist seilversichert, denn auf der rechten Seit geht es senkrecht hinunter. Ein Seil gibt immer das Gefühl der Sicherheit. Dann kommen wir in den Wald hinein. Der Pfad ist schmal und rutschig. In zahlreichen Serpentinen geht es talwärts. Vorsicht ist geboten, denn es ist ein steiler Hang, aber von alten großen Bäumen durchsetzt. Am feuchten Laub habe ich zwei kurze Rutschphasen, die ich geschickt mit den Stöcken auffangen kann. Stolpern  wäre gefährlicher. Da würde ich weit hinunterpurzeln.

 Bald erreichen wir den Schoberstein (1037m). Wir machen einen Kurzausflug auf seinen Gipfel. Dieser ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tageswanderer. Wie ein runder Gupf sieht er aus. Ob seiner schönen Aussicht wird er bei Schönwetter und an Wochenenden gerne besucht. Er ist nicht schwierig, aber auf den letzten Metern ist ein wenig Vorsicht geboten. Auch der Mondsee mit der Drachenwand ist zu sehen, links drüber erhebt sich der Schafberg, über dessen Gipfel morgen unser Weg führen wird. Es ist ziemlich windig und wir suchen uns einen geschützten Platz, um eine Trink- und Jausenpause zu machen. Erich hat seine luftgetrockneten Kabernossi  mit dabei- vom Bauer Schned.


    Die Serpentinen ziehen sich da hinunter. Bergab geht nun Erich voran. Da bin ich nicht so schnell .Inzwischen spüre ich die vielen bergab – Höhenmeter in den Oberschenkel . Sie beginnen zu ziehen und unangenehm zu schmerzen. Doch zu Glück ist es nicht mehr weit zur Pension Nixe, wo wir ein Zimmer reserviert haben. Ich freue mich auf ein Bier und eine Wassermischung. Das ist Sodawasser mit normalen Leitungswasser gespritzt. Dann trage ich meinen Rucksack ins Zimmer im 2. Stock und ziehe die Bergschuhe aus. Nun kann ich mich endlich duschen. In den Berghütten war das nicht möglich. Lange lasse ich das warme Wasser über meinen Körper rinnen. Welch angenehmes und entspannendes Gefühl das ist.
   Dann setze ich mich in den kleinen Gastgarten in die Sonne, die jetzt scheint. Ich bestelle mir einen Bauerntoast mit Speck, Käse und Zwiebel. Die über 1600Hm bergab waren ganz schön anstrengend.  Ich spüre wie die Oberschenkelmuskel leicht krampfartig zittern und schmerzen. Da hilft nur ein 2. Bier und Wasser. Jetzt ist viel Flüssigkeit notwendig, um die Gebrechen wieder in den Griff zu bekommen.

 

Hermann Maier, der berühmte Schifahrer hat sein  Haus hier am See. Der Wirt erzählt, dass er heuer den Sommer lockerer genossen  und anscheinend das Training nicht mehr so ernst genommen hat. Entweder es geht mit geringerem Aufwand, oder der Abschied vom aktiven Rennsport steht bevor. Er hat als Schirennläufer sehr viel geleistet und ist zu Lebzeiten schon eine Legende geworden. Wer schafft das schon.  Wenige Wochen später hören wir, daß er mit dem Schirennfahren aufhört. Nach seinem schrecklichen Motorradumfall wieder den  Gesamtschiweltcup zu gewinnen, war eine besondere und bemerkenswerte Leistung.
    Zum Abendessen taucht mein Erich wieder auf, der sich im Zimmer ausgerastet  oder das JPS programmiert hat. Heute isst er eine Salatplatte während ich mich über mein Kotlett mit Pommes freue.

Mittwoch 30.9.2009

    Unsere Pension ist eine Basis für die Taucher. Das Tauchen ist im Attersee ja sehr beliebt. Es fordert aber leider immer wieder Todesopfer. Die schwarze Brücke hat dadurch traurige Berühmtheit erlangt. Noch schnell ein Foto von uns mit der Nixe und auf geht’s.
   Wir stehen am Eingang zur Burggrabenklamm. Hier ist der Weg mit einer Tafel und rot- weißen Bändern abgesperrt. Erich hat von dem Streit gehört. Ein deutscher Tourist ist bei der Wanderung hier in der Klamm ausgerutscht und hat sich angeblich den Fuß gebrochen. Daraufhin hat er den Bürgermeister auf Schmerzensgeld geklagt. Der Bürgermeister wollte das Gefecht alleine gegen den Deutschen und die Richterin aufnehmen- das ohne die Hilfe eines Rechtsanwalts und des Alpenvereins. Das ist in die Hose gegangen und er wurde verurteilt. Wutentbrannt hat er die Klamm nun gesperrt. Solcher Unfug kann weitreichende Konsequenzen haben, denn niemand wird mehr eine Verantwortung für einen schwierigeren Wanderweg übernehmen. Nun ist der Streit in der nächsten Instanz.

Fernwanderung Österreich von Ost nach West

   Nachdem es trotz allem viele Spuren an der Absperrung vorbei gibt, beschließen wir den Weg durch die Klamm zu riskieren- natürlich auf eigene Verantwortung. Zu Fuß können wir nicht einfach einen Umweg machen. Wir haben ja keinen fahrbaren Untersatz dabei. So gehen wir durch dieses schöne Stück Natur. Wo hier das Problem liegt, können wir nicht erkennen. Vielleicht gehört da und dort ein Pfosten ausgewechselt, aber gefährlich ist dieser Weg sicher nicht. Er ist breit und gut angelegt. Natürlich könnte man sogar in die Schlucht stürzen, wenn man Selbstmordabsichten hegt.  Wir leben in einer Zeit, wo bei den anderen die Schuld gesucht wird. Nur selber ist niemand verantwortlich. Wo kann man einer Vorteil herausschinden , wo vielleicht auf Kosten anderer abkassieren…..

Hoffentlich klärt sich das Problem zugunsten von ordentlich ausgerüsteten Wanderern. Sollten wir sogar Bergschuh für Wanderwege vorschreiben oder fällt das unter Eigenverantwortung. Ich habe sogar Menschen auf Gletschern mit Halbschuhen und besseren Sandalen gesehen. Wir können doch unsere Gäste aus dem fernen Osten nicht verkrämen, wenn sie mit der Seilbahn in Gletscherregionen fahren und sich als Hochalpinisten versuchen.
Ein Unfall ist auf jedem Weg möglich, so gut kann er gar nicht gesichert sein. Ein Rest an Eigenverantwortung ist im Leben immer erforderlich
    Die Wände der Klamm sind steil. Tief unter uns fließt der Klammbach, der in unermüdlicher Arbeit diese Schlucht aus dem Felsen geschnitten hat. Die Wände sind erstaunlich grün und mit Gras bewachsen. Da und dort sprießt ein Baum aus der Felswand. Ein wenig Erde genügt, um Wurzel zu schlagen. Irgendwann liegen ein paar Baumstämme über den Weg, über die wir klettern müssen. Das Hindernis erweist sich zum Glück als nicht allzu schwierig. Dann verlassen wir die Klamm und kommen zu einem Hang, wo Bäume geschlägert wurden. Hier verlieren wir kurz die Orientierung. Dann finden wir gelbe Markierungstafeln, die am Boden liegen. Mit ihnen und dem JPS gelingt es uns, die Wanderrichtung wieder anzupeilen.

Österreich Fernwandern
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