Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 4 (Woche 1)

Immer wieder ziehen Nebelfetzen daher, welche sich in der Sonne auflösen. Die Maisernte ist zwar lange zu Ende, aber die Binkel liegen in weißer und grüner Folie eingeschweißt auf den Wiesen, abholbereit für den Winter…es ist das Futter für die Kühe. Wir müssen die Wetterluke queren und tauchen tief in das Nebelbecken ein, bevor wir wieder steil bergan müssen. In „Luft“ holen wir uns in einem Gasthaus den Wanderstempel und ich trinke auch gleich einen gespritzten Apfelsaft. Wir genießen die Sonne, und rasten uns ein wenig vom Auf und Ab aus. Da die meisten Etappen sehr lang sind, müssen auch unsere Rastpausen sehr kurz ausfallen. Für die kurzen Tage des Herbstes sind sie fast zu lang. Meist sind wir im Höllentempo mit sehr raschen Schritten unterwegs und vergönnen uns kaum Trinkpausen. Nur eine Viertel- manchmal eine Halbe Stunde Mittagspause steht jeden Tag auf dem Programm. Diese Mittagspausen verbringen wir meist auf einem Bankerl, sofern eins zu finden ist.

Weiter geht's an einem Steinbruch vorbei, in dem mit schweren, großen Maschinen gearbeitet wird. Bergauf zu einem Aussichtspunkt und gleich danach treffen wir am Schwabeneck Kreuz ein. Unter einem Baum ist unsere Jausenpause. Im Tal ein Hochstand, eine Wiese, die von einem Stacheldrahtzaun begrenzt wird. Die Querung solcher Hindernisse ist immer ein wenig gefährlich, denn manchmal sind die Holzkonstruktionen, die dabei helfen sollen, sehr rutschig, wackelig und altersschwach. Dann geht's Schlag auf Schlag, steil bergauf zum Grüntalkogel (886m), steil bergab um gleich darauf wieder bergauf zu marschieren. Es ist mörderisch anstrengend. Das Laub ist teils rutschig, die Wurzeln sind nicht zu sehen, daher Stolpergefahr. Wir gehen auf einem bewaldeten Kamm dahin und genießen die Fernsicht in den Norden mit dem flachen Alpenvorland und kleinen Orten.
Die letzten Kilometer gehen wir auf der Straße hinein nach Plankenstein, wo wir auch gleich die Kirche besichtigen.

 

Meine Beine schmerzen heute, vor allem der letzte „Straßenhatscher“ am Ende war sehr anstrengend. Das Gasthaus ist heruntergekommen mit alten Tischen und Stühlen. An einem Tisch sitzen einige „Eingeborene“. Das Essen schmeckt aufgewärmt, vor allem die Kartoffel sind unglaublich…

In der Volksschule nebenan sind Flüchtlinge aus Tschetschenien untergebracht. Auf dem Hof spielen Kinder mit ihrem Ball. Ein gutes Geschäft für den Wirt, der da abkassiert. Er ist ein schmieriger, unappetitlicher Kerl. Er vermittelt uns an eine Privatunterkunft weiter, die zwar billig ist, aber einen neuen negativen Höhepunkt darstellt. Eine Gemeinschaftsdusche und WC, ein Doppelbett, welches zusammenzufallen droht, kein Fernseher oder Radio im Zimmer, keine Getränke.

So liegen wir bald im Bett und schlafen, müde genug sind wir ja beide. Auch zum Plaudern fehlt uns die Lust. Den letzten gemeinsamen Abend unserer Wanderung haben wir uns anders vorgestellt.

Samstag, 28.10.2006

Am nächsten Morgen, nach dem erstaunlich guten Frühstück, werden wir mit dem Auto zurück zum Gasthaus in Plankenstein gebracht, von wo wir unsere Wanderung fortsetzen. Es regnet und es ist trüb. Nach kurzer Zeit verlieren wir die Markierung, das GPS findet längere Zeit keinen Satelliten und ist damit nicht einsatzbereit. Zuletzt klettern wir über Zäune, dann hören wir plötzlich einen LKW und wissen, dass dort unser Weg ist…leider asphaltiert. Nach kurzer Zeit finden wir wieder unsere Markierung und sind wieder richtig unterwegs. Wir gehen mit unseren roten Regenjacken lange dahin, bergauf und dann wieder ein wenig bergab. Bisher geht es ziemlich gemütlich auf eine Anhöhe. In Rainbach zweigt unser Weg vom 05er ab. Inzwischen hat der Regen nachgelassen und wir wandern hinunter nach Scheibbs, welches in einem Tal liegt. In einer Konditorei machen wir eine halbe Stunde Mittagspause. Wir verpacken unsere Regenjacken und gehen wieder bergauf, nicht einige Meter wie im Buch beschrieben, sondern von 300m auf fast 900 Höhenmeter, und teilweise auf steilen, aber gut markierten Pfaden.

Noch einmal wird uns alles abverlangt, und wir schwitzen diesen Waldweg hoch, der bereits mit einer dicken Laubschicht bedeckt ist. Bergauf bin ich noch ein wenig schneller als Erich, da kann ich meine Berg PS voll ausspielen. Ich achte nicht mehr auf die Schönheit der Landschaft und Natur, jetzt geht's um die letzten Kilometer die wir zurücklegen müssen. Schritt für Schritt hinauf zu einem großen Bauernhaus, und dann wieder durch den Wald und über Wiesen hinunter nach Reinsberg. Vorbei an spielenden Kindern. Erich besorgt noch schnell 2 Stempeln im Gasthaus neben der Straße. Die letzten paar Höhenmeter hinauf zu einer Kapelle.

Hier ist ein schöner Platz für eine allerletzte Rast. Noch ein letztes Wanderwürstel, einen Müsliriegel die jetzt ebenfalls zu Ende sind. 24 Stück hatte ich eingepackt. Erich erreicht Dieter über sein Handy, ja er ist bereits vor Gresten. Wir haben noch etwa eine halbe Stunde vor uns, und zum Glück geht's nur mehr bergab. Heute tut mir alles weh, ich bin total ausgelaugt als wir nach 34,5 kilometer unser Ziel erreichen. Die Stempel für ein erfolgreiches Ende erhalte ich bei einem unfreundlichen Wirt…und dann sind wir auf der Hauptstraße. Dieter, der uns abholt, steht neben seinem Volvo X90 und erwartet uns. Nur wenige Minuten Verspätung haben wir, es ist kurz nach 17 Uhr. In einem Ort an der Straße nach Hause machen wir noch einen Stop in einem Cafe, wo ich die anderen auf einen Kaffee und Kuchen einlade.

Ein großes Abenteuer ist zu Ende, eine anstrengende aber erfüllende Woche, welche trotz teuren Übernachtungen nur 350 Euro gekostet hat…

Diesen außergewöhnlichen Reisebericht über den ersten Teil der Fernwanderung in Österreich von Ost nach West hat ein guter Freund zur Verfügung gestellt. Sollte ein Leser Interesse an einer solchen Tour dabeizusein, bitte Kontakt mit dem Webmaster aufnehmen.

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