Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 14 (Woche 3)

Auf einer aufgeweichten Forststraße zur Holzbringung kommen wir auf eine Alm, die jetzt nicht mehr bewirtschaftet ist, denn der Sommer ist vorbei. Weiter geht’s zur Eisenaueralm. Dort sind mehrere Hütten. Die Buchberghütte hat noch geöffnet. Bei herrlichem Sonnenschein sitzen wir an der Hausmauer und trinken einen gespritzten Apfelsaft. Dann bestellen wir einen großen Teller Nudelsuppe.  Wir genießen die warmen Strahlen der Herbstsonne und tanken Kräfte für den vor uns liegenden Aufstieg zum Schafberg. Nach und nach treffen andere Wanderer und Mountain-biker ein. Auch sie machen hier eine Mittagspause.
    Der Attersee liegt auf ca.500m, jetzt auf der Eisenaueralm sind wir auf ca.1000m und der Schafberg hat knappe 1800Hm. Also haben wir heute wieder einige Höhenmeter zu absolvieren. Zunächst geht es über den Almenboden, dann tauchen wir in den Wald ein. Die Größe der Buchen ist eindrucksvoll. Heuer hat die Verfärbung des Laubs noch nicht begonnen. Ich gehe wieder voraus. Mit gleichmäßigen, langsamen Schritt. Mit dem Tempo einer alten Oma und der Ausdauer eines Marathonläufers, so lautet meine Devise vor allem bei längeren Anstiegen. Im Hochgebirge ist das natürlich noch wichtiger. In Serpentinen führt der Weg durch den Wald. Er ist gleichmäßig angelegt und sehr angenehm zu gehen. So gewinnen wir ohne besondere Anstrengung rasch an Höhe. Auf etwa 1500m machen wir eine Trinkpause, ich esse schnell einen Müsliriegel.

Fernwanderung in Österreich

Hier beginnt der Weg zur Himmelspforte. Ein Schild warnt: Nur für trittsichere Wanderer. Ich bin gespannt, was da auf uns zukommen wird. Wir sind jetzt direkt unter dem senkrechten Gipfelaufbau des Schafbergs. Hier fällt der Felsen  wirklich steil ab. Wir gehen hier unten vorbei bis wir zu einem Schuttkegel kommen. Hier ist der Pfad ziemlich breit und wieder in zumeist kurzen Serpentinen angelegt. Ein älterer Mann mit 2 Frauen kommt uns entgegen, die sich ängstlich Schritt für Schritt talwärts kämpfen. Der letzte Abschnitt ist seilversichert. Auf breiten Stufen gehen wir direkt der Himmelspforte entgegen. Ein natürliches Tor zwischen 2 Felsen, das ist diese bekannte Himmelpforte. Auf einem bogenförmigen Holzschild steht das geschrieben. Wir haben es geschafft- ohne größere Schwierigkeiten, der Weg war nicht einmal besonders ausgesetzt.
   Die Plätze im Gastgarten der Himmelpfortshütte sind mit „Wandertouristen“ voll besetzt. Die meisten oder fast alle fahren mit der Zahnradbahn hier herauf. Zu Fuß von St. Wolfgang ist es weit- ungefähr 3 Stunden zu Fuß. Heute ist ein herrlicher, sonniger Tag für so einen Ausflug. Wir machen eine Runde entlang des Zauns, der oben am Kamm den neugierigen Wanderer vor den Abgrund sichert. Wir blicken tief hinunter auf den Weg, den wir heute gegangen sind. Der Attersee, die Burggrabenklamm und die Eisenaueralm….. Im Schafberghotel kaufe ich mir einen gespritzten Apfelsaft, Erich trinkt ein Cola. Das Gastzimmer erinnert an das 19. Jahrhundert. Es wurde schön restauriert mit vielen Trophäen von Rehböcken , Gemsen und Hirschen, die hier geschossen wurden. Die ersten Touristen kamen schon damals.
   Ich will unbedingt hinunter zur Schafbergalm. Wenn morgen der Nebel da ist, würden wir herumirren und den Weg suchen müssen. So gehen wir zum Bergbahnhof der Zahnradbahn. Ein Zug fährt gerade ab. Weit unten sehen wir das Gebäude der Alm. Der Weg da hinunter führt pfeilgerade und steil talwärts. Das gestaltet sich anstrengender als erwartet. Trotz der Stöcke rutschen die Zehen zum inneren, vorderen Schuhrand und schmerzen. Fast treppenartig sind Betonplatten im Boden eingelassen. Das wurde bereits im 19.JH. gemacht, um den Weg für die Kofferträger zu befestigen. Wer es sich leisten konnte, mietete sich einen solchen Träger, die froh waren, ein wenig Geld zu verdienen. Das war Urlaub in der Bergen, den sich die reichen Leute und Adeligen vergönnten.
     Im glitzernden Schein der Sonne liegt unten der Wolfgangsee. Nach etwa 1500Hm und 5 Stunden flotter Gehzeit treffen wir auf der Schafbergalm ein. Ich bestelle mir ein Bier, -Trinkwasser hat er keines- und eine Erbsensuppe mit Würstel Der Hüttenwirt ist ein Weltenbummler, der hier eine „ Ruhestätte“ gefunden hat. Seine Köchin kommt aus dem Osten Europas, deren Mann ist als Handwerker angestellt. Wie immer sitzen wir an der Hausmauer und blicken in die Sonne. Ein Meer von Bergen ringsherum. Nur den markanten Gipfelaufbau des Dachstein kann ich sicher erkennen, sonst sind für mich die Gipfel namenlos aber schön. Ein tolles Gefühl richtig entspannend…. Eine Gruppe Mountain-biker ist noch da. Der letzte Zug talwärts ist bereits abgefahren.

Zwei Wanderer fallen uns besonders auf. Ein Mann und eine Frau in den Mid-fünfzigern trinken ein Weizenbier nach dem anderen, dann „ busserln“ sie sich wieder ab- wie ein junges ungestühmes Liebespaar. Langsam geht die Sonne unter und sie sitzen immer noch da. Die Speisekarte hat außer einem Kaiserschmarrn nur Kleinigkeiten zu bieten. Ich entscheide mich für ein sogenanntes Schafbergbrot. Ein Stück Brot nicht allzu groß und länglich belegt mit einem scheibenförmig aufgeschnittenen Fleichlaibchen dazu ein Gurkerl, ein Stück von einer Tomate und ein Pfefferoni.  Das kostet dann 6,90€, welch eine Frechheit, aber ich bin hungrig.

Erich und ich können jeweils ein Einzelzimmer heraushandeln. Wir werden jeweils in einem Doppelzimmer untergebracht- das ist nicht schlecht, so haben wir viel Platz für uns und unsere Rucksäcke.

Unser Liebespaar entschließt sich doch über Nacht zu bleiben, obwohl sie 2 Taschenlampen mithaben. Der Mann  erzählt von nächtlichen Schitouren und den berühmten Leuten, die seine Nachbarn in Salzburg sind. Der Alkohol hat seine Zunge gelockert und er erzählt fast schwärmerisch. Seine Herzensdame hört fasziniert zu. Sie bestellt dann noch eine Flasche Rotwein. Erich und ich, wir haben morgen wieder einen anstrengenden Tag vor uns- dieses mal mit vielen Kilometer. So gehen wir bald ins Bett und wissen daher nicht wie diese Geschichte ausgegangen ist.

Donnerstag, 1.10.2009

  Wie immer essen wir das Frühstück um 7:30, damit wir um 8:00 abmarschbereit sind. Die  32 €  für eine Nacht in einem frisch überzogenen Bett erscheinen mir teuer, haben wir doch keine Dusche und WC im Zimmer. Im Waschbecken können wir wenigstens Gesicht und Hände waschen , sowie die Zähne putzen.. Das Frühstück ist im Preis jedoch includiert und das ist großzügig mit Wurst, Käse, Geselchtem, Speck und Brot. So sind wir gut gestärkt und begeben uns auf den Weg ins Tal.
   Vor der Tür empfängt uns der Sonnenschein eines neuen , jungen Tages. Gut aufgelegt beginnen wir mit unserer Wanderung. Unten im Tal ist der Nebel und deckt den Wolfgangsee wie mit einem Wattepolster zu. Wir gehen auf einen bequemen  Weg in Serpentinen durch den Wald hinunter nach St. Gilgen. Für ungefähr 800Hm brauchen wir ca 2 Stunden Auf einer asphaltierten Straße gehen wir am Ort vorbei und kommen zu einem Billa. Erich nützt die Gelegenheit zum Einkaufen. Während ich Tee in der Aluflasche habe, bevorzugt er Cola, wenn dies möglich ist. Ich ergänze meinen Vorrat an Müsliriegel. Über das Gasthaus Hochlackenhof steuern wir Fuschl am See an. Heute sind wir erstmals länger auf asphaltierten Straßen unterwegs. Wir müssen Tempo und Kilometer machen. Gegen Mittag erreichen wir den See, an dessen Ufer wir unsere Mittagspause machen. Der Wind bläst kalt über den See herüber. Wir setzen uns auf ein Bankerl. Ich esse Müsliriegel wie immer. Erich hat sich einen Apfel und 2 Joghurt gekauft, damit er Abwechslung auf seinen Speiseplan hat.
  Dann kommen wir an 2 großen Rundbauten in einem kleinen künstlichen See vorbei- die Gebäude modern, ganz aus Glas. Im Gasthaus daneben holen wir uns einen Stempel für unser Wanderbuch. „ Das ist die Red Bull Zentrale,“ erklärt uns die Kellnerin. Von hier wird dieser Weltkonzern dirigiert. Dieses Getränk hat inzwischen seinen Siegeszug durch die Welt angetreten. Durch geschickte Werbung im Sport wie in der Formel I, wie im Fußball, Eishockey und Air Race Veranstaltungen hat dieses Getränk stark an Bekanntheit gewonnen und muß ordentliche Gewinne machen, um das finanzieren zu können. Vielleicht sollte ich es auch einmal verkosten.

Fernwandern

 

Fernwandern in Österreich

        Kurz verlieren wir unsere Markierung. Noch ein Stück die Hauptstraße entlang und dann links hinauf zum Filblingsee. Der Waldweg dort hinauf ist sehr steil. In einer guten Stunde machen wir die 500 Hm. Schritt für Schritt, die Achillessehne zieht bei dieser Steilheit. Es ist ein Stück , dass uns ordentlich den Schweiß auf die Stirn treibt. Abgekämpft erreichen wir den See, wo wir eine Trinkpause einlegen. Das Ufer des Sees ist mit Schilf bewachsen, es dürfte ein kleiner Moorsee sein. Er liegt in einem Trichter. Noch fast 200 Hm und wir sind oben am Filblingersattel.. Hier sorgt ein Schild mit der Angabe von 3 Stunden Gehzeit bei mir für Verwirrung. Bis Faistenau sollten es höchstens noch 1 ½ Stunden sein. Hier wurden Bäume durch Menschenhand oder einem Sturm gefällt, so fehlen die Markierungen. Wir finden den Weg hinunter zu einer Alm, wo gerade eine große Hütte oder Jausenstation gebaut wird. Auf der Wiese laufen uns dann 2 Pferde hinterher. Zum Glück bremst der schwarze Hengst, bevor er mich über den Haufen rennt.

      Hinunter durch den Wald und dann folgen wir einem Güterweg. Ich bin müde. Vorbei an schönen Häusern fast gerade aus bis wir den Kirchturm von Faistenau vor uns sehen. Ich bin abgekämpft und froh, als  das Tagesziel vor uns liegt auf einer leichten Anhöhe. Im Ort machen wir uns auf Quartiersuche. Nach mehreren vergeblichen Versuchen wird uns der Botenwirt empfohlen. Ja, da ist Platz. Ich trinke gleich meine Wassermischung und ein Bier. Dann gehe ich mich duschen. Eine halbe Stunde kuschle ich mich ins Bett, wie angenehm. Dann hinunter in die Gaststube zum Abendessen. Nach der Fritattensuppe esse ich eine Eierschwammerlsauce mit Knödel. Viel ist hier nicht los. Erich und ich sitzen fast alleine in der Gaststube. Heute waren wir 71/2 Stunden unterwegs und haben fast 1000Hm und 25 km gemacht. Bald gehen wir ins Bett. Ich schlafe wie immer tief und fest vor Erschöpfung. Das ist angenehm.

Freitag, 2.10.2009

 Nach der Morgentoilette erwartet uns ein großzügiges Frühstückbuffet. Mit Marmelade, Wurst, Käse, dann Müsli, Joghurt, sogar ein weiches Ei wird uns angeboten. Natürlich gibt es einen Fruchtsaft. Das ist das bisher großzügigste Frühstück auf dieser Wanderung. Erich hat da einen guten Appetit. Ich bin eigentlich kein großer Frühstücksesser und beschränke mich normalerweise daheim auf eine Tasse Kaffee. Beim Wandern und Bergsteigen versuche ich so viel wie möglich zu essen.
     Heute empfängt uns leichter Nieselregen, als wir die Tür des Botenwirts hinter uns schließen. So ziehen wir beide den roten Poncho über uns und den Rucksack. Gegenüber sitzt eine Bauernfamilie aus Stroh bei der Jause. Mehrere Szenen treffen wir mit Strohmanderl im Dirndl sowie trachtigem Gewand. Einen erwische ich sogar beim Fensterln auf der Leiter.
   Durch die Strub Klamm gehen wir auf der Straße. Der Wanderweg wäre sicher schöner aber bei diesem Nieselregen auch rutschiger. Tief unter der Klammbach , er hat steile Wände „herausgefräst“, die mit Gras und teilweise sogar Bäumen bewachsen sind. Bald kommen wir am Werkschulheim Felbertal vorbei, die einen guten Ruf als Schule zur Ausbildung von Technikern hat. Weiter wandern wir am Waldrand entlang Richtung  Ebenau. Zum Glück konzentriere ich mich auf den Steig, denn das feuchte Wetter hat unzählige Feuersalamander aus den Gebüschen herausgetrieben. Mit ihren schwarzen Körpern, der mit zahlreichen gelben Punkten gesprenkelt ist, sehe ich sie sonst selten. So viele wie hier habe ich überhaupt noch nie gesehen.

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