Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 2 (Woche 1)

Montag, 23.10.2006

Nach dem Frühstück, es gibt Kaffee, Semmerl, Butter, Marmelade, Käse und Wurst, brechen wir auf. Die ersten zweieinhalb Stunden verbringen wir auf asphaltierter Straße, was für unsere Beine kein Vergnügen ist.
In Gugging, einem Krankenhaus in welchem auch eine Psychiatrie untergebracht ist und eine Elite Universität entstehen, ist die Portiersfrau sehr unfreundlich und verwehrt uns den Zutritt. Entäuscht ziehen wir weiter…bald zweigt unser Weg nach links ab und wir gehen ein schönes Bachtal entlang…nach der langen Trockenheit im heurigen Herbst ist der Bach nur ein spärliches Rinnsal. Bald hat uns der Wald wieder, zuerst noch vorbei an einigen Häusern und einer Jausenstation…aber die nächste Erhebung, der Tullbinger Kogel wartet bereits auf uns.
Oben steht die Figl Aussichtswarte, deren Fernsicht mit Bäumen verwachsen ist. Endlich Mittagspause. Den Proviant für die ganze Woche trage ich im Rucksack mit. Würste vom Bauernladen Schned, die er am Freitagsmarkt in Ottensheim verkauft, sowie Käse vom Spar und Brot von der Bäckerei Gamper. Als Nachspeise gibt's noch einen Müsliriegel von Kornland. Einkaufen während der Wanderung ist fast unmöglich, da in den kleinen Orten die Greisler ausgestorben sind. Nach dem Kogel geht es wieder eine Weile bergab und wir können uns erholen. Dann den nächsten bewaldeten Hügel hinauf, bevor es wiederum bergab geht. An diesem Tag geht es sehr oft Rauf und Runter, was sehr anstrengend ist.
Nicht immer ist es leicht den Weg zu finden, obwohl Erich sein GPS sehr genau programmiert hat. Ständig suchen wir nach Markierungen. Zum Glück gibt es nur mehr einen Weg, und nicht mehr die Vielfalt in der Umgebung von Wien. Manche Markierungen an den Bäumen sind nur mehr zu erahnen. Oftmals hilft dann ein wenig Glück…eine versäumte Abzweigung, und wir stecken in echten Schwierigkeiten…dann setzt die Spurensuche ein.


Heute wird es weit…endlos ziehen sich die mächtigen Birkenwälder dahin, durch ihre riesigen breiten Baumkronen dringt kein Licht zur Erde und ist daher zu dunkel, um ordentliche Fotos zu schießen. Die grünen Blätter rauschen im Wind, der glücklicherweise nicht zu stark bläst. Hier im Wald merkt man, dass der Herbst langsam ins Land einzieht. Je höher aufsteigen, desto stärker zeigen sich die Farben des Herbstes an den Blättern. Traumhaft schöne Szenen eröffnen sich uns.

Nach 37,5 Km und mehr als 8 Stunden kommen wir auf eine Waldlichtung, auf der unser „Pferdehotel“ steht. Ein schönes Hotel mit ausgedehnten Stallungen, in denen Reitpferde auf reiche, reitende Urlauber warten. Obwohl heute Sperrtag ist, gibt es für mich ein echtes Wienerschnitzel und für Erich einen Salat. Nach dieser Anstrengung ist das Duschen eine Wohltat. Das warme Wasser entspannt die Muskeln…auch das Bier entspannt, danach ein Achterl Wein mit Wasser. Mehr trinke ich nicht, da die Nächtigungen mit 25 bis 43 Euro bereits teuer genug sind, und ich mit meinen vielen Touren das Familienbudget nicht zusehens strapazieren möchte.

Dienstag, 24.10.2006

Sogar Eier werden beim großzügigen Frühstück serviert, eher eine Ausnahme, dazu auch Müsli und verschiedene Fruchtsäfte. Eine kleine Revanche für die Nächtigungskosten, die wir für eine Nacht hinblättern müssen.

Dichter Nebel empfängt uns, als wir die Rucksäcke schultern. Unser Gebäck bringt ca. 15 bis 17 kg auf die Waage. Das ist sehr anstrengend, und wird auch den ganzen Tag nicht wesentlich besser. Nur die Getränke, der Marschtee wird täglich erneuert. Zweieinhalb Liter trinken wir täglich. Hinaus an die frische Luft und der freien Natur. Bald stehen wir vor der ersten Baummarkierung und dem Schild, welches uns den Weg anzeigt. Nach dem Glück der vergangenen Tage, zeigt heute das Wetter sein anderes Gesicht. Gespenstisch ziehen die grauen Nebelschwaden durch den Wald. Wir 2 einsamen Wanderer ziehen dahin, und trotz der schlechten Bedingungen, ist der Weg leicht zu finden. Es herrscht Stille, nicht ein Windhauch ist zu spüren. Fast ein wenig unheimlich, und ich denke an Feen und Gespenster die auf einem Hexenritt durch den Wald jagen. Man fühlt sich wie in alten Ritterfilmen mit Robin Hood. Die Ruhe ist faszinierend und entspannend. Der Boden ist weich, Gras und Laub dämpfen die Schritte…Teils hintereinander, und teil nebeneinander genießen wie diese Stunden des Wanderns.



In den letzten Tagen hatte ich Schwierigkeiten mit dem Schnüren des Schuhs. Das Problem habe ich behoben und er drückt nicht mehr. Auf den Füßen bin ich leider ein wenig empfindlich, doch zum Glück bekomme ich keine Blasen.

Auch in Rehawinkel gibt es kein Geschäft mehr. Erich kauft sich eine Flasche Eistee in einem alten Wirtshaus, das dringend renoviert oder zugesperrt gehört. Weiter geht's auf einer Forststraße, und auf einer Brücke Queren wir die Autobahn, später auch noch die Allander Autobahn. Erich drückt aufs Tempo…das ist mit seinen langen Beinen kein Problem. Ich verliere fast den Anschluss und ich erreiche ihn erst als er zur Mittagsrast auf einem Baumstamm sitzt. Schweigend sitzen wir jeder auf einem Baumstamm in einer Waldlichtung. Monoton die Jause…jeden Tag essen wir dasselbe, aber was solls, das Brot hält gut mit.
Eigentlich habe ich das Gefühl, dass der Wald immer größer wird. Wir sind ganz allein, nur die Markierungen an den Bäumen errinnern uns, dass wir durch eine Gegend ziehen, die doch zur Zivilisation gehört. Es ist unglaublich, wie einsam wir in diesem Wald sind. Keine Menschen…wir atmen die Luft der Freiheit, die uns wieder Kraft für den Alltag geben soll.

Die Menschen wohnen entlang der Straßen und nicht hier im Wald, der uns noch immer so mächtig erscheint. Nicht nur die Buchen und Fichten fordern unsere Gedanken an schöpferischer Schönheit. Auch das ständige Auf und Ab der Landschaft ist eine Anstrengung, die uns gefällt. Wir genießen das, obwohl uns der Schweiß an den Schläfen runterrinnt, der Rücken feucht ist und die Hose im Wind flattert.
Diese neuen Materialien sind toll. Sie trocknen sehr rasch wenn der Wind bläst. Darum verkühlen wir uns auch nicht.

 

Heute bleibt es trüb, aber bald beginnt es leicht zu nieseln, sodaß wir gezwungen sind unsere Regenjacken überzuziehen.
Den Schöpfl lassen wir aus und ziehen hinunter ins Tal nach Laaben. In einem Seminarhotel erwartet uns die nächste teure Unterkunft mit 43 Euro die Nacht. Wir essen im Saal wo nicht viel los ist, dafür aber nicht geraucht wird. In der Gaststube herrscht dichter Qualm. Erich verlässt mich bald und geht zu Bett. Ich sitze noch ein einem Tisch, trinke ein Achterl und blättere in der Zeitung. Dann gehe auch ich ins Bett.
Wir liegen nebeneinander und plaudern über das Alltagsgeschehen. Derzeit beschäftigt uns George Bush mit seinen Kriegen in der Welt. Im Irak und Afghanistan kämpft er für eine angeblich gerechte Welt. Der Konflikt zwischen dem Islam und Christentum, sowie den anderen Religionen erfüllt uns mit Sorge und Angst. Erich kämpft seit vielen Jahren für eine Verbesserung in vielen Teilen der Welt mit seiner Friedensstiftung. Aber Afrika stirbt inzwischen nicht mehr an Hunger sondern an Aids, für das es derzeit noch keine Heilung gibt.
Wir entspannen unsere Beine, die heuer durch viele kleinere und größere Touren gut trainiert sind. Weder Muskelkater noch Gelenksschmerzen verspüre ich trotz großer Anstrengungen.

Mittwoch, 25.10.2006

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und ich verlasse das warme Bett. Auch hier gibt es ein großzügiges Frühstücksbuffett.

Über einen Bach eine Wiese hinauf und wir sehen, wie der Waldrand durch die Morgensonne in verschiedenen Farben erstrahlt. Magnetisch zieht uns der Wald an, der uns gleich darauf auch wieder verschluckt. Wieder führt der Weg durch den Wald, dann an Weiden mit neugierigen Kühen vorbei. Noch grasen sie die grünen Halme der Wiese ab. Der Herbst ist heuer wunderschön, mit viel Sonne und wenig Niederschlägen. Stundenlang wandern wir heute auf Wald- Wiesen und Forstwegen, die durchwegs nicht asphaltiert sind...>>Teil 3

 

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