Reisebericht Fernwanderung

 

Reisebericht Fernwanderung in Österreich von Ost nach West

Teil 11 (Woche 3)

Endlich machen wir eine kurze Trinkpause. Ich esse ein paar Müsliriegel. Früher habe ich Wurst, Käse und Brot  mitgeschleppt. Heute gibt es ein reichliches Frühstück und Abendessen, zwischendurch ein paar Müsliriegel, durchschnittlich 6 am Tag. Trinken ist wichtiger. Eine Aluflasche mit 1,5 l Tee habe ich in der Außentasche des Rucksacks verstaut. Eine kleine Flasche mit 0,5 l habe ich in meinem Wandergillet eingesteckt. Dort sind auch meine Tagesration Müsliriegel und das feuchte Toilettenpapier untergebracht. So mache ich einen ausgestopften Eindruck, so dick bin ich in Wirklichkeit gar nicht. Natürlich habe ich über die Jahre ein kleines Bäuchlein bekommen. Trotzdem bin ich für einen Hobbywanderer in einer guten körperlichen Verfassung und halte auch lange und anstrengende Touren im Winter mit den Schiern, wie im Sommer auf den hohen Bergen Europas aus.
     Weit ist es nicht mehr. Links von uns liegt der sanfte Rücken des Großen Höllkogels. Immer wieder kommen uns Wanderer entgegen. Manche fragen, wohin wir gehen wollen- von Wien nach Bregenz ist für alle die überraschende Antwort. Endlich- da steht sie nun. Sie ist mit frischen Brettern verkleidet. Sie wurde neu isoliert und mit Sonnenkollektoren ausgestattet. Das ist ein Schritt in die Zukunft des Alpinismus. Die Biokläranlage wird über Computer gesteuert. Wenn die Hütte zugesperrt und der Hüttenwirt auf Urlaub ist, kann er sie mit dem Laptop von „zu Hause“ kontrollieren.

Fernwanderung Österreich

Die meisten Wanderer sind inzwischen zur Seilbahn aufgebrochen. Wir haben viel Platz und sitzen an der Hüttenwand in der Sonne. Ich genieße ein Bier und bestelle mir eine Nudelsuppe. Heute habe ich sogar meinen kleinen Sony Radio mit. Ich erwarte mit Spannung die erste Hochrechnung über die Landtagswahlen in Oberösterreich. Die ÖVP unter Landeshauptmann Pühringer hat einen Sieg errungen, die SPÖ ist abgestürzt. Offensichtlich haben die Wähler in der Krise mehr Vertrauen in den bewährten und engagierten LH der ÖVP. Später kommt noch die Meldung über die Wahlen in Deutschland. Angela Merkel wird als Bundeskanzlerin bestätigt und einen Regierungswechsel vollziehen. Sie will mit der FDP koalieren, nachdem die SPD deutlich verliert. Dann lege ich meinen Kopfhörer wieder weg und genieße die Strahlen der langsam untergehenden Sonne. Nun bin ich alleine. Erich spaziert in der Gegend herum. Die letzten Wanderer haben mich verlassen. Später kommt noch ein einzelner Wanderer, trinkt ein Bier und erzählt alle möglichen Geschichten über seine tollen Wanderungen. Er ist geschieden und scheint auf der Flucht vor sich selber und den Menschen zu sein. Er freut sich, dass ich ihm eine Weile zuhöre. Dann ist er wieder unterwegs hinüber zum Feuerkogel, wo er übernachten will. Dann bin ich wieder alleine. So komme ich mit dem Hüttenwirt ins Gespräch. Er stammt aus dem ehemaligen Osten Deutschlands. Mit seiner Lebensgefährtin führt er diese Hütte. Wenn sie Urlaub machen, gehen sie gemeinsam klettern. Sie sind im November dann auf einer griechischen Insel in den Felswänden unterwegs

Im Winter haben sie die Hütte offen. Es gibt hier viele Sportler, die Schitouren machen. Dann erzählt er über Alltagserlebnisse. Manche Wanderer fangen zu schimpfen an, wenn sie auf ihr Getränk und Essen warten müssen. Sie können die Hektik des Alltags auch in den Bergen nicht vergessen. Alles muß sofort sein. Nichts kann warten. Sie können sich nicht entspannen, wo die Natur so schön ist und die Ruhe so groß sein könnte. Beim Zahlen finden sie dann die Geldtasche nicht und fangen im Rucksack zu suchen an. Da soll der Wirt geduldig warten, während die andren Gäste ihm Streß machen und auch ihr Getränk  und Essen wollen.

  Gleich gegenüber erhebt sich der relativ flache Rücken des Großen Höllkogels. Ein so schöner Anblick zeigt die Kraft und Ursprünglichkeit der Natur. Hier ist man zwar nur ein kleines Stück von der Zivilisation, von den befahrenen Routen und Orten weg, aber es ist hier eine kraftvolle Zelle, die nur zu Fuß zu erreichen ist. Die Versorgung der Hütte erfolgt mit dem Hubschrauber, der regelmäßig seine Ladungen herbringt.
    Langsam senkt sich die Sonne hinter den Hügeln nieder. Gerade war es noch angenehm warm, schon wird es empfindlich kühl. Ich habe inzwischen noch ein 2. Bier und Mineralwasser getrunken. Jetzt flüchte ich in die Gaststube. Als Abendessen wird mir ein Linseneintopf serviert. Alles andere ist ausverkauft. Die Hütte war in den letzten Tagen total überfüllt. Wir sehnen uns nach Naturerlebnissen. Die 2 älteren Wanderer sitzen auch da. Es ist die Mutter der Hüttenwirtin mit ihrem Bruder. Beide sind ziemlich korpulent und für sie war der Hüttenanstieg eine Anstrengung. Jetzt werden sie mit einem frisch gebratenen Schweinsbraten würdig verwöhnt.

So wie der ausschaut, hätte er mir sicherlich geschmeckt. Alle vier sitzen dort und lassen es sich schmecken. Leider haben sie einen großen Hunger und es bleibt keine Portion für mich übrig. Ein junges Pärchen aus Tschechien komplettiert die Gästeliste.
    In der gemütlichen Stube trinke ich noch 2 Achterl Weißwein. Irgendwann sitzen wir im Schein der Lampe an unserem Tisch Ein Blick aus dem Fenster zeigt eine Gemse  auf einem Hügel in der Dämmerung. Rasch verschwindet sie. Gegen 22:00 gehen wir hinauf aufs Lager. Dort, wo normalerweise über 20 Personen schlafen, haben wir 2 Platz genug. In der Nacht wird es kalt und ich schlüpfe unter eine 2. Decke.

Montag 28.9.2009

  Nach einem einfachen Frühstück mit Kaffee, Butter, Marmelade und 2 Stück Brot, das die Hüttenwirtin selber gebacken hat, brechen wir auf. Der Hüttenwirt sagt noch, dass der Weg gut markiert und einfach zu begehen sei. In einem großen Bogen gehen wir hinter der Hütte herum, die bald unseren Blicken entschwindet.  Der Weg ist  sehr felsig und ohne Markierung wäre er teilweise nicht erkennbar. Jetzt gehen wir hinunter in den Schlund. Eine Stelle ist sogar seilversichert. Der Weg ist hier schmal. Der Hang, den wir hier queren ist steil abschüssig. Wenn hier Altschnee liegt, wäre das nicht ungefährlich. Auch ein nasser Steig wäre rutschig. Da es aber trocken ist, ist das ungefährlich. Immer weiter geht es hinunter. Nachdem die Talsohle erreicht ist, geht es wieder hurtig bergauf Nun hat der Weg weitgehend zu existieren aufgehört. Zum Glück ist alles gut markiert und es liegt kein Schnee am Boden, der diese verdeckt. So sind wir sicher auf dem richtigen Weg zu sein. Es wird immer mehr zu einer leichten Kletterei, bei der wir die Hände brauchen. Von Felsblock zu Felsblock über Kalkrippen, wo wir uns sehr konzentrieren müssen, um mit dem Knöchel nicht umzukippen.
    Zum Glück habe  ich einen leichten ,  kleinen Rucksack. Dieses Mal habe ich wirklich nur das Allernotwendigste  versucht einzupacken. Unterhosen und Socken sind aber wichtig, nur ein Reservehemd und 2 Leiberl., Müsliriegel,  Getränk, Handschuhe und eine Goretex Jacke. Ein Regenschutz als Poncho komplettiert die Ausrüstung.


  

 

Fernwanderung Österreich Ost West

      Zwischen den Latschen führt der Steig nun ständig bergauf und bergab, nach links und nach rechts, dann wieder eine kleine Kletterstelle. Drohend ziehen die Wolken am Himmel. Es schaut verdächtig nach Regen aus. Wir haben jedoch Glück und es bleibt trocken. Als wir den Grünalmkogel erreichen, sind wir direkt an der Wolkengrenze. Wir wollen weiter , so schnell wie möglich. Den kurzen Abstecher zum Gipfel lassen wir  aus und gehen weiter. Vor uns liegt tief der Pfaffengraben. Wir beginnen mit dem Abstieg, ungefähr 500 Höhenmeter sind es da hinunter. Wir stützen uns auf unsere Stöcke, auf die ich mich wirklich verlassen muß. So bin ich deutlich trittsicherer. Einmal begegnen uns 3 Damen, die zum Feuerkogel wollen. Ansonsten sind wir den ganzen Tag alleine. Wilde Natur bergauf, bergab- kein bequemes Hochplateau zum Queren sondern ein ständiger Rythmuswechsel. Das ist anstrengender als ein kontinuierlicher Anstieg.

 

Eine Welt aus flachen Legföhren, einsam und schön, die Wolken ziehen dahin, keine Wanderer nur wir zwei. Wir müssen uns auf jeden Schritt konzentrieren. Nur nicht stolpern oder stürzen und keine sonstigen Verletzungen. Mit dem Handy hier Hilfe zu holen ist aussichtislos- kein Empfang. Also weiter durch den Pfaffengraben und dann wieder bergauf. Immer wieder balanzieren wir auch auf Felsrippen, die das Wasser aus dem Kalkstein gewaschen hat. Nur nicht mit dem Knöchel umkippen. Der Blick am Boden, wir müssen alles registrieren , um die Schritte sicher zu setzen. Nun führt uns der Pfad steil bergauf. Ich versuche langsam und gleichmäßig zu steigen. Wie lange dauert es noch zur Einmündung des Schaflukensteigs. In kurzen Serpentinen gewinnen wir wieder rasch an Höhe. Unter im Paffengraben haben wir eine kurze Trink und Jausenpause gemacht. Ich freue mich nun auf den nächsten Stop Doch wir drängen weiter. Auf diesem Steig in den Regen zu kommen, wäre nicht lustig, sondern sehr rutschig. Bergauf bin ich schneller als Erich, sonst kann ich mit dem fast 2 m Mann nur mit Mühe mithalten.

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