Reisebericht Andalusien

 

Reisebericht aus Andalusien

Ausführlicher Reisebericht aus Andalusien (Teil 1)

30.Juni 2009
Für 23 Tage trennen sich heute unsere Wege, meine Partnerin fliegt für drei Wochen in die
Schweiz und ich erfülle mir meinen Traum, nach Andalusien zu reisen. Am frühen Morgen
bringt uns der Volvo zum Aéropuerto Alicante. Fast auf die Minute genau um 8.30 Uhr
treffen wir ein. Um 9.05 Uhr schliessen die Checkin-Schalter. Inzwischen haben wir auch
begriffen, dass es völlig überflüssig ist, 1 ½ Stunden vor Abflug auf dem Flughafen zu
sein. Eine letzte längere Umarmung – das Andalusien-Abenteuer kann beginnen.
Wie viele Bekannte haben sich bis heute erstaunt gezeigt, dass ich mich ausgerechnet im
Hochsommer auf diese Reise mache? War dies wieder einmal einer meiner bekannten
Bauchentscheidungen? Jedenfalls, gebucht ist. Das Abenteuer kann beginnen. Ich komme
gut voran, und bin wieder einmal froh um die ausgezeichnet funktionierende Klimaanlage
des Autos. Bis Murcia ist vieles ähnlich wie im Bundesland Valencia. Die Landschaft wird
hier allerdings eher durch Obstbäume geprägt. Stark industrialisiert ist diese Gegend
eigentlich bis nach Lorcà. Von nun an sieht vieles anders aus. Ich bin auf dem Weg ins
andalusische Hinterland. Bis Puerto Lumbreras geht es auf der bekannten N340 Richtung
Westen. Hier teilt sich die Autobahn. Während die N344 den Weg zum Meer nimmt,
verzweigt die A92 westwärts Richtung Granada. Die Sierra Huetor ist das letzte Hindernis,
dass mich noch von Granada trennt. Die Autobahn nimmt wie immer den Weg des
geringsten Wiederstandes und erreicht auf 1348m die Passhöhe. Schon sieht man aus der
Ferne die letzten Schneefelder der Sierra Nevada. Nach nun drei Stunden Autofahrt
erreiche ich Granada. Beeindruckend sind die vielen Pappelwälder die es hier gibt. Das
Wasser aus der Sierra Nevada machst möglich. Noch 48 km trennen mich von Lojà. Hier
treffe ich am frühen Nachmittag ein und werde von Alex meinem Gastgeber sehr
freundlich aufgenommen.
Lojà hat übrigens zwei Autobahn-Ausfahrten, Ost und West. Die Altstadt, welche von der
westlichen Ausfahrt bedient wird, ist reichlich eng und mit dem Auto schlecht passierbar.
Parkplätze gibt es allerdings im Süden der Altstadt genügend. Sie sind auch alle
gebührenfrei. Die Calle Aliatar 15, eine typische Altstadtgasse wurde von meinem GPS
wieder einmal souverän gefunden. Während ich das Auto parkiere, hat doch Alex bereits
die Reisetasche, den Rucksack und die 10 kg Orangen aufs Zimmer geschleppt. Das
Zimmer ist gross und auch das Badezimmer macht einen ordentlichen Eindruck. Der
Essraum fürs Frühstück befindet sich im Erdgeschoss. Also alles paletti. Eine Siesta ist
jetzt angesagt. Ein bisschen lesen und dann den Schlaf des Gerechten finden.
Anschliessend wird die nähere Umgebung erkundet.

Freitag 1. Juli
Erst einmal ab in die Altstadt, einen Blick in die Kirche werfen und ein wenig durch die
Gassen schlendern. Später werde ich sicher noch oft hier verweilen.
Dann fahre ich los nach Norden. Kaum den Rio Gentil auf der neuen Brücke überquert,
nehme ich die A321 Richtung Priego. Und schon geht es los, Olivenbäume so weit das
Auge reicht. Ich werde noch Millionen davon sehen. Mühsam schlängelt sich die Strasse
durch die hügelige Landschaft. Mehr als 40 – 50 km/h sind hier für einen Auswärtigen nicht
drin. Die Oliven-Anlagen sind sehr gepflegt und werden heute meistens maschinell
bearbeitet, falls die Landschaft dies zulässt. Man kann es zwar nur schätzen, aber es gibt
bestimmt 1000-de Olivenbäume je Einwohner.


So alle 30 km gibt es eine „Cooperativa“, eine genossenschaftliche Einrichtung zur
Weiterverarbeitung der Oliven. Es scheint der Landbevölkerung gar nicht so schlecht zu
gehen, teilweise sieht man auch einen gewissen Wohlstand. Aber es ist schon so, 2% der
Grundeigentümer bewirtschaften 50% der Fläche. Es gibt also auch viele kleine und
kleinste Grundbesitzer. Bei denen siehst du aber dann auch keine neuen 4-Radfahrzeuge
der Marke Landrover, Mitsubishi etc. Die Geschichte geht aufs Mittelalter zurück, als
Söldner für ihre Dienste, meist in Italien, von den Königen mit grossen Grundstücken
entschädigt wurden. Hinter Priego beginnt ein grosser Naturschutzpark, den ich
durchquere. Über Rute fahre ich zurück, wobei ich noch den grossen Stausee von Iznazàr
auf einer Brücke überquere. 146 km bin ich heute gefahren und habe dabei die drei
Provinzen Granada, Cordoba und Malaga gestreift.
An meinem Wohnsitz in Lojà hängen die jungen Andalusier herum. Fast alle schimpfen
sich arbeitslos und lassen sich das Geld vom Staate reichen. Auf dem Lande siehst du
dann eigentlich nur Leute aus den Maghreb-Staaten oder Afrikaner am arbeiten. Traurig,
traurig! Die Bauindustrie liegt am Boden, hinweggefegt von der weltweiten Finanzkrise.
Die Gemeinde versucht mit Renovationen von Strassen und Gebäuden das schlimmste
zu verhindern. Die Krise aber ist allgegenwärtig. Vieles wird auch heute von der EU
mitfinanziert. Aber langsam drängen auch die neuen Oststaaten an diesen Topf.
Hilfsprogramme werden zwar vielfach angekündigt, aber dann doch nicht, oder erst Jahre
später, ausgeführt. Hier gibt es aber auch sehr viele Rentner. Glücklicherweise haben viele
von ihnen im nördlichen Europa gearbeitet, auch in der Schweiz. Ihnen scheint es doch
recht gut zu gehen, wobei sie allerdings vielfach ihre Angehörigen unterstützen.
Und trotzdem, ein Volk von Traurigkeit sind sie nicht, die Andalusier. Sie haben auch heute
noch teilweise viele Kinder. Dies sieht man vor allem bei den jungen Gitanos (Zigeuner).
Die Kinderzulage in Andalusien beträgt € 124.12 je Kind. Aber nicht im Monat, sondern im
halben Jahr, will heissen nicht ganz € 21.00 im Monat. Gut möglich, dass es ihnen jetzt im
Juli (das Kindergeld wird 2-mal jährlich ausbezahlt), deshalb recht gut geht. An Morgen
denkt hier niemand. Gelebt wird heute. Alles klar?
Morgens nehme ich bei Alex das Frühstück ein. Er allerdings schläft dann meist noch. In
der Nacht werden am Computer Kreuzworträtsel gemacht. Die relative Kühle am Morgen
wird dann zum schlafen genutzt. Alex scheint schon recht stark die hiesigen
Gepflogenheiten angenommen zu haben.
So gegen Mittag gehe ich ins El Rio. Das ist eine Tapas-Kneipe und wird sich zu meinem
Stammlokal mausern. Ein Glas Bier kostet € 1.20, der Tinto Verano (ein Sommerwein) aus
1dl Rotwein auf viel Eis gekippt und aufgefüllt mit Casera ebenfalls. Schmeckt ausgezeichnet
und ist wegen dem wenigen Alkohol auch ziemlich süffig. Zu jedem Getränk gibt
es ein kleines Tapas. Hast du vier Gläser getrunken, hast du auch gegessen. Miguel, so
heisst der Wirt, und seine Frau Ana machen einen ausgezeichneten Job. Sie arbeiten an 6
Tagen. Am Donnerstag ist ihr Ruhetag, aber sonst .... Miguel öffnet bereits um 7 Uhr und
arbeitet meistens bis nach Mitternacht durch. Ana kommt um 9 Uhr und macht am Mittag
vier Stunden „Pause“, in der sie vermutlich ja auch noch den Haushalt besorgen muss.
Die Bar schliesst eben erst, wenn nichts mehr konsumiert wird. Dies aber kann dauern.
Ein paar Drinks pro Stunde sind Anlass genug noch offen zu halten. Diese Wirtsleute
übernehmen hier im wahrsten Sinne eine grosse soziale Funktion, denn das El Rio ist
eigentlich die wahre Heimat vieler Leute, auch Behinderter, Arbeitsloser und Pensionierter.
Man sitzt hier am Schatten und plaudert, lacht und klopft Sprüche. Oft stundenlang ohne
irgend etwas zu konsumieren, Hauptsache man ist unter sich. Es ist eben auch in den
Hinterhöfen um diese Jahreszeit bis zu 37° warm. Vor allem, wenn die Luft nur noch
flimmert und kein Lüftchen mehr geht. Im El Rio ist es stets gut klimatisiert. Was braucht
der Mensch mehr? ... ein bisschen Meer wäre allerdings allen willkommen.
Um 15 Uhr kommt für 7 Stunden noch Irma dazu. Sie ist dann zuständig für den
Innendienst, will heissen die Bar und die 4 Tische. Es gibt noch einen zweiten Raum. Hier
spielen die Pensionierten vorwiegend Domino. Kartenspiele kennen sie nicht. Vielfach wird
während des Spiels nichts getrunken. Man macht dies anschliessen in der Bar. Allerdings
ist hier fest zu halten, dass ich unter den pensionierten Spielern nie jemanden betrunken
sah. Glücklich und immer zu einem Spass aufgelegt sind sie trotzdem. Schon nach
wenigen Tagen klopfen sie dir auf die Schulter.
Die Andalusier sind im allgemeinen ein wirklich freundliches Volk. Jeder will dir helfen.
Man bemüht sich auch meistens langsam zu sprechen, damit eine Unterhaltung überhaupt
erst möglich wird.
Zu den Preisen kann ich momentan soviel sagen: Sie liegen mit Sicherheit bis zu 30%
tiefer als an der Costa Blanca. Dort gibt es dann auch noch richtige Exzesse. So musste
ich feststellen, dass mir in Moraira für einen Kessel Dispersionsfarbe dert gleichen Marke
50% mehr verrechnet wurde als hierzulande. Wir werden die Augen noch mehr offen
halten müssen. Auch der Benzinpreis liegt 5 Cents tiefer. Es gibt hier in dieser Jahreszeit
halt wenig bis gar keine Touristen.
Das Thermometer sinkt jetzt langsam auf 35°. Es ist 20.30 Uhr, Zeit ins El Rio zu gehen.

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