Reisebericht Andalusien

 

Reisebericht aus Andalusien

Ausführlicher Reisebericht aus Andalusien (Teil 7)

Mittwoch, 22. Juli 2009
Heute bin ich bis 5 Uhr wach gelegen. Die Hitze ist einfach zu gross. Du wartest, drehst
das verschwitzte Kissen alle 10 Minuten, stehst mitten in der Nacht wieder unter die
Dusche. Diesen „Trick“ (kalt duschen) hat mir Antonio gestern verraten. Es hat bisher auch
bestens geklappt, heute will es allerdings nicht funktionieren. Ich verbringe den Tag mit
dösen, trinken, wieder dösen und wieder trinken.
Es ist nun 19 Uhr. Die Hitze erdrückt mich schier. Zudem geht heute Abend ein heisser
Wind, dass es dir fast die Haut am Leibe austrocknet. Ein Föhn mit voller Leistung ins
Gesicht gehalten, wäre etwas Vergleichbares. Hier für immer zu leben, wäre für mich nicht
denkbar. Ich müsste in den Norden oder ans Meer ausweichen. Ich freue mich stündlich
mehr, wieder an die Costa Blanca zurück zu kehren und in 18 Stunden wird es soweit
sein.
Alex hat keine guten Nachrichten. Seine Frau wurde in England hintereinander notfallmässig
in zwei Kliniken geflogen. Sie soll in 2 Tagen operiert werden. Mehr konnte oder
wollte er mir nicht sagen, er wirkte sehr bedrückt. Ich wünsche der ganzen Familie alles
Gute, mehr kann ich für ihn nicht tun.
Nun beschliesse ich meine Tage in Lojà in der gleichen Weise wie ich sie begonnen habe,
ich geniesse die einfachen aber immer feinen Tapas von Ana und trinke schön gekühltes
Heineken-Bier dazu. Dieses Bier stand zwar schon immer auf dem Tresen, erhältlich war
es allerdings vor meiner Ankunft nie. Nun trinkt es hier schon bald jeder. Es ist nur 30
Cents teurer als das einheimische Zapfbier und wird inzwischen Stoss weise in die Bar
geliefert. Ich bin ungewollt zum Botschafter dieser holländischen Brauerei geworden.
Auf dem gegenüberliegenden Trottoir ziehen Denis und Rachel vorbei. Wenn Alex hier ist
gehen sie vorbei. Richtig alte Holzköpfe finde ich. Alex scheint die unsichere Zukunft nicht
mehr zu ertragen. Bier um Bier schüttet er in sich hinein, während die 3 Würfel Eis in
meinem Gin Tonic schon längst geschmolzen sind. Und noch ein Bier und noch ein Bier,
so lange bis sein Kopf nach hinten fällt, er die Augen verdreht und schläft.
Alles stöhnt über die Hitze. Und dann auch noch das. Um 21.30 Uhr geht der andalusische
Teufel los, heisse Stürme aus den Bergen die dir fast den Atem rauben. Volle Gläser
werden vom Tische gefegt, Sand den er vor sich her peitscht kratzt in deinen Augen. Und
es geht stundenlang so, als wolle mir dieser Wind noch ein „Abschiedsgeschenk“ machen.
Die jungen Bäume an der Strasse beugen sich fast in die Horizontale.
Ich will mich verabschieden. Irma, schon ins Auto des Partners gestiegen, steigt nochmals
aus. Ein Kuss links ein Kuss rechts, die spanische Art eben, wenn man sich mag. Auch
Ana und Miguel kommen nach draussen. Ich werde sie alle vermissen.
Der Wind lässt auch um 01.30 Uhr noch nicht nach. Wie soll das nur gehen. Ich sollte
morgen ausgeschlafen sein für die Heimfahrt von mehr als 450 km. Spätestens um 5 Uhr
will ich losfahren, ich muss um 9.30 Uhr in Alicante auf dem Flughafen sein. Ich wecke
Alex und wird gehen nach Hause. Der Hund zieht es heute vor auf der Strasse zu bleiben.
It's ok , meint Alex und „Good Night“, dann stehe ich unter der kalten Dusche. Früher war
ich immer der Meinung dass eine kalte Dusche einem hellwach macht. Aber der Körper
braucht angeblich diese Abkühlung. Ich würde auch top geschlafen, wäre da nicht in
dieser letzten Nacht eine Mücke, die um meine Ohren summt. Das ist um 3 Uhr, und um
vier klingelt der Wecker. Um 4.30 Uhr, nach dem Frühstück, steht Alex tatsächlich in der
Küche. Er möchte mir noch Adieu sagen. Ich wünsche ihm und seiner Familie nochmals
alles Gute. Er war immer ein toller Gastgeber und wurde in diesen 3 Wochen zu einem
Freund.
Vor dem Start wasche ich noch den grössten Staub vom Auto und tanke noch voll. Jetzt
geht es in flotter Fahrt Richtung Granada, wo ich bereits um 5.30 Uhr durch fahre. Noch
liegen einige Pässe vor mir, eine einsame Gegend. Es wird fast 7 Uhr bis die Fahrbahn im
Tageslicht befahren werden kann. Und der wenige Schlaf zwingt mich die Geschwindigkeit
anzupassen, auch einen Espresso werde ich noch benötigen. Schon bald werde ich
Andalusien verlassen.

 

Schlussgedanken
Der heutige Tag wird in Andalusien sein, wie der gestrige. Man wird sich an einem
schattigen Ort treffen und sich austauschen. Sie werden auch heute nicht jammern, sie
erfahren und erdulden. Sie werden auch heute nicht über Politik sprechen, sie verachten
sie: „Die füllen ja doch nur ihre eigenen Taschen“. Immerhin wird dem Staate attestiert,
dass er sich auch um ihr Überleben kümmert.
Man freut sich auf die kühleren Jahreszeiten. Im nächsten Winter, der hier ziemlich hart
werden kann, wird man sich wieder nach dem nächsten Sommer sehnen, und hoffen,
dass er dann zumal etwas weniger heiss ausfallen wird. Dabei steigen hier die
Temperaturen immer über 40° im Sommer, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich habe in die andalusische Seele geschaut und versucht sie zu verstehen. Habe ich sie
aber auch verstanden? Irgendwann werde ich wieder kommen, im März, April oder auch
im Herbst. Ich hoffe, dann noch möglichst viele von ihnen anzutreffen.


Die Geschichte Andalusiens wird ihren Lauf nehmen. Aber Heute wird immer Heute sein,
und der morgige Tag wird zum heutigen gemacht. Mal wird man ein bisschen mehr
geknebelt sein, mal ein bisschen weniger. Geschiedene Frauen können hier ganz dumm
da stehen, vor allem wenn noch Kinder da sind. Und geschieden wird auch hier sehr oft.
Im Fernsehen habe ich gehört und gesehen, dass die Guardia Civil ziemlich rigoros gegen
die wilde Prostitution vorgehen wird. Die Frauen werden vertrieben wie die Zigeunerinnen
vor der Alhambra. Aber sie alle werden wieder kommen, denn überleben wollen sie alle.
El-Anadaluz (das Licht) wird weiter bestehen, so oder so.
Dieses Land kann einem aber auch ganz schön traurig machen. Das Niederschreiben
seiner Gedanken hilft einem mit der Traurigkeit besser umzugehen. Andalusien, man muss
dich lieben, so oder so !!!

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