Reisebericht Andalusien

 

Reisebericht aus Andalusien

Ausführlicher Reisebericht aus Andalusien (Teil 2)

2./3. Juli
Ich will mich auf die alten Pfade der Banditen machen. Hier im bergigen Hinterland im
Süden Andalusiens wurde erst im Juni 1936 der letzte dieser Volkshelden von der Guardia
Civil erschossen. Sie wüteten hier im Hinterland von Ronda. Reichen Touristen wurde auf
einsamen Bergstrassen Schmuck und Barschaft abgenommen und der Ertrag unter der
armen Bevölkerung verteilt. Hier in Ronda gibt es ein grosses Museum, welches
an diese Zeit erinnert. Hier gibt es auch sehr viele Touristen, welche in 3 Stunden von der
Küste hochfahren. Ronda ist ein sehr schöner Ort. Ich werde ihn in einer kühleren
Jahreszeit bestimmt noch einmal besuchen. Kurz ausserhalb des Städtchens esse ich zu
Mittag. Das Essen ist eher dürftig, die Wirtsleute auch. Es wird fast ohne Pause gestritten,
wobei jeder glaubt, der andere wäre dringend auf ihn angewiesen. Sie würden ihre Zeit
besser in ein anständiges Essen investieren.
Durch den Parque National del Bosque führe ich meine Reise fort. Die Strasse ist eng,
Geschwindigkeiten über 50km/h fast nicht erreichbar. Die Gegend ist aber herrlich, Wald
fast auf der ganzen Strecke. Ich erreiche Villalengua del Rosario. Eine einsame Gegend,
gelebt wird fast ausschliesslich von der Milchwirtschaft. Es gibt hier ein Käsemuseum
welches jedoch geschlossen ist und Parkplätze für weit mehr als 200 Autos. Mein Volvo ist
zu dieser Zeit das einzige Fahrzeug auf dem riesigen Platz. Die vergammelte Beiz hat
mich nicht zum Verweilen animiert. Sogar eine Busverbindung gibt es hier. Sie führt von
Algodonales nach Ubriqué, 4 Busse am Morgen, 3 am Nachmittag, nicht schlecht.
Hier erinnert vieles an die Voralpen der Schweiz. Nach einer kurzen Rast auf einem
Mirador (Aussichtspunkt) und einem fantastischen Ausblick in die Bergwelt der Sierra
Ronda führt mich die Strasse nun wieder langsam bergab. Hier wird auch Maultier-
Trekking betrieben. Ein Marokkaner zu Fuss spricht mich an. Er bittet um eine Zigarette,
zündet sie allerdings nicht an, sie wird für später aufbewahrt. Der Weg führt mich vorbei an
Benaojàn einem schmucken kleinen Bergdorf mit typischen, weissen andalusischen
Häusern. Das Gebimmel der Kuhglocken erinnert an die Göscheneralp. Die schmale
Strasse führt nun ziemlich steil nach unten, wo Ubriqué nach einer halben Stunde erreicht
wird. Ubriqué ist ein grosser Tummelplatz für Touristen, aber die grosse Hitze lässt mich
nicht einmal aussteigen. Zu angenehm ist es im klimatisierten Auto. Und das, obwohl ich
seit dem Mittagessen noch nichts getrunken habe. Der riesige Stausee Embasse de los
Hurrones ist mein Ziel. Auf der Karte hat er riesige Ausmasse. Es gibt hier viele Fische,
welche sich zu richtigen Knäueln vereint an der Oberfläche ausruhen. Ich kenne die Art
nicht und die beiden Jungen, welche beim Fischen erfolgreich waren, konnte ich nicht
fragen. Mein Spanisch ist halt noch zu dürftig. Hier in dieser einsamen Gegend plant die
EU ein gigantisches Naturschutzprojekt. 89 Millionen Euros sollen hier investiert werden.
Es entsteht am Ufer auch ein grosses Feriendorf für Kinder. Der Weg führt mich nun über
die Sierra Gazzalema. Hier auf der Höhe traversiert ein spanischer Fernwanderweg mit 6
bis 8-stündigen Etappen, frisch angelegt von der Provinz Màlaga. In dieser Jahreszeit
kann man vom Wandern allerdings nur träumen. Und wieder geht es abwärts, hinunter
nach Los Piños. Auch hier bemühen sich alle um Touristen. Pärke werden angelegt,
Parkplätze geschaffen.
Der Hochsommer ist auch hier nicht die richtige Zeit zum Verweilen. Ich bin schon fast
ausgetrocknet. In der kühlen Bar verdunstet das erste Bier, bevor es den Magen erreicht
hat, ein zweite folgt umgehend. Das 4 Sterne Hotel schreckt mich ab. Ich träume davon
heute mal im Auto zu schlafen. Eine Portion Pancetta gekauft, Brot, ein Kilo Pfirsiche und
ein Packung Bier. Die Welt scheint in Ordnung zu sein, wenigstens vorläufig. Ich raste auf
einem Parkplatz. Parkwächter, davon gibt es einige, und Landwirte, welche dem Vieh
Wasser bringen, fahren vorbei. Oberhalb der Strasse werden Ziegen gehalten; sie
beäugen mich neugierig. Es ist noch zu früh zum schlafen. Ich fahre weiter bis oberhalb
Gaucin, dem bekanntesten Banditendorf. Ich fotografiere den imposanten
Sonnenuntergang und versuche zu schlafen. Dies gelingt mir aber auch nach 3 Stunden
nicht. Mitten in der Nacht fahre ich nach Gibraltar, wo ich im morgens um 1 Uhr eintreffe.
Aber was ist das für eine Stadt? Ich drehe das Auto noch vor dem Zoll, und suche mir
einen Parkplatz auf spanischem Boden. Aber hier schlafen? Die grossen Kreuzfahrtschiffe
senden ab und zu ein Warnsignal aus. Die ganze Nacht ist alles hell erleuchtet.
Autos kurven umher und die Möwen machen die Nacht zum Tage. Sie kreischen, suchen
nach Nahrung und vollbringen die wahrsten Flugkunststücke. An der Hafenmole kuscheln
Liebespaare. Die örtliche Stadtreinigung räumt den Abfall des letzten Tages weg, es wird
umher geschlendert. Ein Schwarzer mit einem uralten Camper kommt an und fragt mich
ob die Parkplätze gebührenpflichtig seien. Ich weiss es nicht. Diese Stadt kennt keinen
Schlaf und auch ich kann ihn nicht finden.
Um 4 Uhr morgens sehe ich die Sinnlosigkeit meines Versuchs ein. Das Fahrzeug kurz
aufgetankt, wobei ich dem Tankwart € 50,-- Depot leisten muss. Ich verstehe ihn, hier wird
sicher auch mal getankt ohne zu bezahlen. Ich mache mich auf die Heimreise. Auf der
linken Strassenseite, noch auf Stadtgebiet steht die riesige Raffinerie. Alles hell erleuchtet.
Der Verkehrsmoloch braucht Nachschub. In vorerst zügiger Fahrt geht es Richtung
Malaga. Um Kosten zu sparen bleibe ich bis vor Marbella auf der N340. In Marbella selbst
wird diese Bundesstrasse im Eilzugstempo auf 4 Spuren ausgebaut obwohl die Stadt
nördlicher bereits von einer Autobahn durchschnitten wird. Neonreklamen machen auch
hier die Nacht zum Tage. Und das soll der mondänste Ferienort in Spanien sein? Ich
verstehe die Welt nicht mehr und muss aufpassen, dass mich meine Träumereien von El
Portet, meiner Heimat, nicht allzu sehr vom Verkehr ablenken. Der Volvo schnurrt weiter
durch die Nacht, bald erreiche ich Malaga und auf der N331 fahre ich nach Norden um
schon bald die Autobahn Richtung Granada zu nehmen. Auch hier wird in der Nacht neuer
Belag eingebaut. Die Spanier sind wirkliche Meister im Strassenbau, das kann ihnen
niemand streitig machen. Die dünne Besiedlung des Landes macht natürlich den Ausbau
des öffentlichen Verkehrs nicht gerade einfach.
Um 7 Uhr treffe ich wohlbehalten wieder in Lojà ein. Schlafen, essen, lesen, schlafen und
am Abend ins El Rio.
Die nächsten beiden Tage will ich Ferien machen, ohne in dieser Hitze umher zu irren. Der
letzte Ausflug will erst einmal verdaut sein.

6.7.2009
Ich fahre heute in die Sierra Gorda, benannt nach dem höchsten Gipfel (1614 m.ü.M.).
Auf der A341 fahre ich nach Venta de Zafarraya. Es ist die Strasse durchs Gebirge nach
Malaga. Unterwegs mache ich einen Abstecher nach Alfernate. In einer Bar geniesse ich
einen Café solo und ein Agua con Gaz. Der Wirt trägt ein rotes T-Shirt mit weissem Kreuz.
Seine Geschichte möchte ich allerdings nicht erfahren, deshalb genbe ich mich auch nicht
als Schweizer zu erkennen. Der Kaffee allerdings ist sehr gut wie meistens in Spanien. In
einer offenen Garage im Schatten werden frische Kirschen angeboten. Auch Aprikosen
gibt es hier.
Der Weg führt mich dann zurück auf die A341. Tiefe, ausgespülte Schluchten erinnern
daran, dass hier auch starke Regenfälle möglich sind. Es geht durch eine einsame
Berggegend. Volle Lastwagen die mir entgegen kommen zeugen von den Steinbrüchen in
dieser Gegend.

Sie karren ihre Fracht in die Dörfer und Städte der Umgebung. Sonst gibt
es hier nur noch ein paar Bergbauern die bis jetzt geblieben sind. Diese halten Ziegen.
Kurz vor Zafarraya ändert sich das Bild ziemlich krass. Hier wird vor allem Gemüse
angebaut. Es scheint, dass die umliegenden Berge genügend Wasser liefern um dies
möglich zu machen. Hier biege ich links ab und mache mich via Allhamba de Granada auf
die Rückreise nach Lojà.
Die Tapas von Miguel sind halt wirklich die ideale Mittagsmahlzeit. Die älteren
Dorfbewohner sind wieder am Domino spielen. Ab und zu kann es dabei ziemlich wild
zugehen. Da wird geschrien und auf den Tisch geklopft, Resultate notiert und auch mal
einem Spieler auf die Schulter geklopft.
Ich genehmige mir eine Sardine mit 2 Blättern Salat. Zum zweiten Bier gibt es dann die
feinen Bohnenkerne mit etwas Speck. Die schmecken wirklich wunderbar, Kompliment an
Ana. Ansonsten herrscht das üblich Palaver an der Bar. Alle wollen halt von der
angenehmen Kühle der Klimaanlagen profitieren. Ich ziehe mich in die Siesta zurück und
lese dann bis 20 Uhr. Das Buch Kryptum ist wirklich beste Lektüre. Schnell geduscht und
rasiert und ab geht's zum Nachtessen.
Miguel macht mir einen grossen Salatteller. Als Secondo gibt es wieder die Bohnen mit
reichlich Speck. Sie schmecken einfach wirklich prima.
Ein junges Paar kommt mit ihren zwei Kindern wie fast jeden Tag auch heute wieder um
22.30 Uhr in die Bar. Das kleinere der beiden ist noch nicht einjährig. Sie trinken wie
immer Bier und Cola und kriegen dazu die üblichen Tapas. Es scheint, dass sich diese
Familie davon ernährt. Miguel spendet dazwischen auch mal ein Tapas ohne Getränke, so
kann das ältere der Kinder auch mal einen Bissen abkriegen. Die Frau ist fast eine grazile
Schönheit und misst bestimmt 1.80 Meter, allerdings ist sie so mager, dass man glaubt
ihr Schädel scheine durch die Kopfhaut. Er ist ein wirklich hässlicher Zwerg mit Bockbart
und einem auffallenden „Negerdorf“ im Munde. Sein Mund zuckt ununterbrochen. Seine
Körpergrösse (ein guter Kopf kleiner als seine Frau), verhindert allerdings nicht, dass er
mit seinem Gitano-Spazierstock, verziert mit schwarzen Lederschleifen, durch die Gegend
stolziert. Dass dabei die Frau den Kinderwagen mit den beiden Kindern alleine schiebt
versteht sich fast von selbst. Während ich diesen Bericht in die Tastatur klopfe kommt mir
allerdings eine Szene aus Moraira in den Sinn. Da mussten wir erleben, dass eine junge
Frau ihren Kinderwagen die 30 Treppenstufen in der Altstadt hinauf hievte, währen ihr
Gockel auf der anderen Seite hinauf trabte. Das hat mich jedenfalls mächtig aufgeregt.
Schlussendlich hat halt doch alles etwas mit der Erziehung zu tun. Und am Abend muss
ich auch noch beobachten, wie eine Frau mit drei Kinder ihren völlig betrunkenen Mann
nach Hause schiebt. Alltag in Lojà.
Überhaupt scheinen jüngere Leute von einer ungeheuren Unrast getrieben zu werden. Da
wird ständig herum gefahren, von einem Ort zum anderen. Irgendwo könnte ihnen ja
etwas entgehen und das darf keinesfalls passieren.
Dienstag 7. Juli 2009
Spaziere nach dem Frühstück nach Neu-Lojà. Der Stadtteil auf der anderen Seite des Rio
Gentil nennt sich San Francisco. Der Rio fliesst heute träge dahin. Ich steige hoch zum
Bahnhof. Lojà-San Francisco heisst die Station. Die Linie verbindet die Städte Archidona
und Granada. Einen Fahrplan gibt es nicht. Der Wartesaal ist unter den Platanen und ein
grosszügiger Bahnsteig ziert den in Rennovation befindlichen Bahnhof.
Zurück in der Bar frage ich nach dieser spanischen Eigenheit. Man sagt mir, dass der
Fahrplan in der Lokalzeitung publiziert werde. Ich schaue nach. Der erste Zug nach
Granada, ab Lojà um 10.15 Uhr. Die Studentin, welche in der ersten Woche bei Alex
logierte, musste allerdings immer auf den 7.15-Zug. Unweigerlich kommt mir das Lied von
Maya Brunner in den Sinn: „Das chunnt eim gopferdeckel spanisch vor“.

Mittwoch 8. Juli 2009
Meine heutigen Ziele sind die alten muslimischen Festungen von Montefrio und Alcalá la
Real. Montefrio liegt nur etwa 40 Autominuten ab Lojà. Von weitem sieht man die Festung
auf einem Berg thronen. Also nichts wie hin. Wie bei allen alten andalusischen Städten, ist
es gar nicht so einfach hinein zu fahren. Die Strassen sind eng, sehr eng sogar. An Autos
wurde in jener Zeit nicht gedacht. Zwei Maultiere konnten natürlich problemlos kreuzen,
und enge Gassen haben naturgemäss auch weniger Sonneneinstrahlung. Auch war das
Eindringen von Feinden nicht ganz so einfach.
Eine schmales Strässchen führt hinauf zur alten Festung. Alles ist jedoch verschlossen,
die Wehranlage aus dem frühen Mittelalter wird gründlich renoviert, (diesmal ohne EUHilfen).
Es bliebe der Dom. Aber hier einen Parkplatz zu finden ist nicht ganz einfach, und
auf die spanische Art ein Vehikel abzustellen möchte ich verzichten. Es reut mich sehr,
denn die Kirchenanlage hat gigantische Dimensionen. Auch zur Geschichte von Montefrio
würde ich noch gerne etwas erfahren.... schade ein anderes Mal. Montefrio ist bei
normalen Temperaturen sicher einen Besuch wert.
Der Weg führt mich weiter in die ehemals muslimische Festung von Alcalá la Real. Der
Hinweis auf diese Wehranlage ist schon auf der Autostrasse zu sehen. In einem grossen
Kreisel gibt es sogar eine eigene Abfahrt. Auch der Parkplatz für Besucher ist grosszügig
angelegt. Es ist schon erwähnenswert was sich die Provinz Jaén an finanziellen Mitteln
auf bürdet um die die alten Zeugen der Geschichte wieder ins rechte Licht zu setzen. Auch
hier wird nämlich ausgegraben, restauriert und zugänglich gemacht. Vielleicht geschieht
dies auch wegen der Arbeitsbeschaffung in der Wirtschaftskrise. Die Anlage ist trotzdem
zugänglich und die € 5.-- zahle ich gerne um sie zu besichtigen. Es gibt auch Touristenführerinnen
und das ganze wird mit einer professionellen Multimediaschau erklärt. Auch
wenn ich dabei natürlich vieles nicht verstehe, eindrücklich ist es allemal. Für mich immer
wieder faszinierend, wie stolz man eigentlich auf die 600-jährige Besetzung durch die
Muslime ist. Keine Spur von Verschweigung. Man betrachtet sie als Bestandteil des
eigenen Entstehens und vieles dabei war in jener Zeit auch europäisch gesehen absoluter
Massstab. Auch die katholische Kirche vermochte diesen Stolz auf ihre eigene Geschichte
nicht zu untergraben, und dies finde ich gut so.
Die Kuppel der grossen Moschee ist teilweise mit einer neuen Holzkonstruktion versehen.
Ob dies nur provisorisch ist vermochte ich nicht heraus zu finden. Und genau hier in der
Moschee, die wie die ganze Wehranlage der Reconquistà (Wiedereroberung) durch die
katholischen Könige zum Opfer fiel, findet die Multimediaschau statt. Eindrücklich, wie da
die grosse Zeit der Fremdherrschaft dargestellt wird. Überall in der ganzen Anlage wird
versucht, diese wichtige Zeit der spanischen Geschichte ins rechte Licht zu setzen. Sehr
beeindruckt verlasse ich diesen schönen Ort und mache mich auf die Heimfahrt.
Zu Hause bei meinem Gastgeber gibt es auch wieder Neuigkeiten. Die Familie von Alex ist
vor 3 Wochen nach England zurückgekehrt. Am Balkon hängt ein Schild: Se Vende (zu
verkaufen), das meist verwendete Plakat hier in Spanien. Die Briten wurden hart getroffen
vom argen Zerfall des Pfundes. Gestern besichtigten Norweger das Haus. € 150'000.-- soll
es kosten. Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen. Zu teuer in diesen Zeiten.
So kommt nach dem britischen Desaster noch das spanische dazu. Und ob Alex so
schnell eine andere Beschäftigung finden kann ist eher fraglich, weder hier noch in
England. Er lebt jedenfalls sehr auf Sparflamme, kocht für sich grosse spanische Eintöpfe
an denen er dann wieder ein paar Tage zu essen hat. Dabei ist er so ein netter Kerl.
Mal sehen, wie das noch alles ausgeht, respektive mit was die Menschen in Zukunft ihr
Geld verdienen sollen. Seine Frau wurde wieder aus dem Spital entlassen. Wenigsten
das.
Alex und ich trinken heute ein paar Bierchen zusammen. Das Fläschchen Mahòu für €
1.50, die Tapas dazu wie immer inklusive. Was den Umsatz betrifft steht Miguel der Wirt
noch gut da. Andere Lokale sind leer. Er und seine Frau erkaufen sich das Überleben mit
einem gigantischen Stundenaufwand. Gestern kamen 3 minderjährige Mädchen in die Bar.
Sie verlangten Wasser, welches man ihnen auch ohne Murren hinstellte. Sie tranken es
halb aus und verliessen die Bar ohne jeglichen Dank. Viele ältere Gäste haben sich
ziemlich aufgeregt. Es ist aber so, dass der Wirt verpflichtet ist allen Gästen gratis Wasser
zu offerieren. In Lojà gibt es viele öffentliche Brunnen an denen Wasser getrunken werden
könnte, aber so lange diese jungen Leute die Gläser nicht abwaschen müssen .... vieles
ist und bleibt wie immer eine Frage des Anstands. Einer der Gäste beendete die Szene mit
den Worten: „Das ist Miguel, so ist er eben.“ Basta! Das habe sogar ich verstanden. Ein
wirklich toller Kerl in dieser miesen Umgebung. Er öffnet um 7 Uhr und schliesst wenn der
Rubel nicht mehr rollt. Seine Frau, welche wirklich gut kocht, lässt sich von 13.30 Uhr bis
19 Uhr von einer Barmaid ablösen. In dieser Zeit macht sie den Haushalt und schleppt
Einkäufe in die Bar. Die allfällige Siesta dauert jedenfalls nicht so lange wie bei mir!
Erwähnt sei hier noch, dass ein paar arme Gesellen (Invalide) den Boden wischen. Auch
werden die Abfälle und die leeren Flaschen zur Entsorgung gebracht. Sie erhalten dafür
wieder ein Glas Bier oder einen Tinto de Verano. Die neue Ordnung wie sie jetzt im Land
Valencia herrscht, ist hier in Andalusien noch nicht angekommen. Alles wird auf den Boden
geworfen, Zigarettenstummel (obwohl es Aschenbecher gibt), verbrauchte Servietten. Die
Knochen von den offerierten Tapas und auch die Schalen der gerösteten Pistazien, alles
wird auf den Boden gespuckt. Die Hälfte der Gäste sind Pensionierte. Oft sitzen sie
stundenlang zusammen, palavern oder spielen Domino ohne etwas zu konsumieren.
Trotzdem geht es dieser Bevölkerungsgruppe noch ziemlich gut. Einige beziehen vielleicht
auch eine Rente aus Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Bekannt ist jedenfalls,
dass 40% der Andalusier im letzten Jahrhundert ausgewandert sind. Dies allerdings war
auch in früheren Zeiten so. Arbeit musste in der Fremde gesucht werden. Und im Norden
Europas waren sie als landwirtschaftliche Arbeiter gerne gesehen.
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