Reisebericht Andalusien

 

Reisebericht aus Andalusien

Ausführlicher Reisebericht aus Andalusien (Teil 4)

Sonntag, 12. Juli 2009
Gut ausgeschlafen erwache ich heute Morgen. Ich höre Alex mit dem Hund spazieren
gehen, und begebe mich selbst zum Frühstück ins Parterre. Anschliessend lese ich zum 3.
Mal einen kleinen Ratgeber für Andalusien.
Alex begrüsst mich um 10.20 Uhr mit einem gewaltigen Brummschädel. Ausserdem findet
er seine obere Zahnprothese sowie seine Schlüssel nicht mehr. Ich helfe ihm suchen,
erfolglos. Später findet er beides auf dem Dach der Hollywood-Schaukel. Er wird sich vor
dem Schlafen gehen noch ein letztes Bierchen genehmigt haben. Wenigstens das.
Am Mittag setze ich mich zu einigen Senioren. Ein Bauer klagt, dass in diesem Jahr die
Oliven nur noch 26 – 28 Cents das Kilo gelten. Er scheint nicht auf grosses Erbarmen zu
stossen. Warum können dann die Ölbarone immer noch 4-vierspännig durchs Dorf fahren?
fragt der eine. Warum sagst du nichts von den Anbauprämien? ein anderer.
Und wie viel Betriebssubventionen erhaltet ihr? ein dritter.
Die alte Leier. Die EU subventioniert und schafft gleichzeitig immer grössere
Überkapazitäten. Auch wenn auf ebenem Boden heute alles maschinell geerntet wird, an
Steilhängen werden die Oliven immer noch mit Stangen in die Netze geschlagen und
aufgehoben. Die Löhne der Helfer fielen in den letzten vier Jahren für sechs Stunden
mühsame Handarbeit von € 42.- auf nunmehr € 34.--. Will heissen, der Stundenlohn fiel in
diesen vier Jahren von € 7.-- auf € 5.65. Unweigerlich kommt mir der „Techniker“ in den
Sinn, der uns letztes Jahr theatralisch eine neue Gemüseschublade für den Kühlschrank
lieferte und dafür € 72.-- in Rechnung stellte. Das allerdings wird mir nie mehr passieren!!!
Sonntagmittag
Für heute habe ich genug gehört. Um 11 Uhr fahre ich auf der A92 Richtung Antequera.
Dort verlasse ich die Autobahn und fahre auf der A331 Richtung Cordoba. In Lucena fahre
ich ab. Von weitem sehe ich ein Schloss ähnliches Gebäude auf einem Berg thronen. Das
muss ich sehen. Lucena ist ein ziemlich grosses Städtchen und bekannt für seine
Möbelfabriken. Auf einer Bergstrasse fahre ich hinauf zum ehemaligen Frauenkloster
Araceli. Heute dient es nur noch als Wallfahrtsort. Am Sonntag wird die Messe gelesen.
Da diese gerade im Gang ist, genehmige ich mir stattdessen ein Bier. Die Stiftskirche darf
frei besichtigt werden. Allerdings darf nach dem Gottesdienst nicht fotografiert werden. Die
Spanier wollen sich vor der Jungfrau Maria bekreuzigen. Sie steht in einem separaten
Raum und ist hell erleuchtet. Die Kapelle selbst ist „geschmückt“ mit 100erten von Engeln
in ebenso vielen Farben. Für meinen Begriff ziemlich kitschig. Aber die Bedürfnisse der
Menschen sind halt auch ziemlich verschieden. In einem Nebenraum gibt es so viele
Gedenkkerzen, dass es eine grosse Ventilations-Anlage braucht um die Wärme
abzuführen. Die betenden Spanier scheuen sich allerdings nicht, auf ganzer Breite vor
dem Kircheingang zu parkieren. Es gibt kaum ein Durchkommen. Solche Gegensätze
erstaunen mich immer wieder.
Die Aussicht, welche man von hier oben hat, ist wirklich phänomenal. So weit das Auge
reicht: Oliven. Früher verdächtigte ich die Spanier das Olivenöl zu strecken. Heute,
nachdem ich Andalusien gesehen habe, glaube ich eher, dass eines Tages Treibstoff
aus diesem herrlich Speiseöl gemacht wird. Auch viele Neuanpflanzungen kann man
sehen (siehe oben). Aber, was lässt sich in diesem Klima anderes pflanzen?
Und irgendwo in der Ferne im Norden liegt Cordoba im Dunst. Man schätzt, dass dort im
13. Jahrhundert bis zu 500'000 Menschen gelebt haben. Keine Stadt in Europa war zu
jener Zeit so gross. Ich verlasse diesen schönen Ort und kehre auf der gleichen Strecke
nach Hause zurück.
Morgengedanken
Alex offerierte mir gestern Abend eine Maschine Wäsche zu waschen, was ich dankend an
nahm. Er war überglücklich, dass er seine Zähne und seine Schlüssel wieder gefunden
hat. Ich freute mich mit ihm und fragte ihn nach der Waschmaschine. Schnell hinein damit
und lesen bis das Programm beendet ist. Sie Schublade des Gerätes ist so verklebt mit
Waschmittelrückständen, dass sie sich gar nicht schliessen lässt. Trotzdem springt die
Maschine an. Diese Schublade aber zu reinigen wäre nicht das Richtige; ich will Alex
nicht unnötig beleidigen. Aus dem gleichen Grund lasse ich den Terrassenboden so sein
wie er ist. Katzenhaare und Blätter bedecken ihn. Auch der Abfluss im Aussenbrunnen auf
der Terrasse ist verstopft. Allerdings wäscht er Morgen mein Bettzeug schon zum dritten
Mal. Meine Meinung über die „Drecksverteiler“, das sind die Stiele mit den langen Fasern,
die hier in Spanien alle verwenden, hat sich noch mehr ins Negative gekehrt. Der
Badezimmerboden ist in der Mitte zwar sauber, aber der Dreck liegt nun einfach an den
Rändern und in den Ecken. Ohne sich zu bücken kann man eben keinen Boden sauber
kriegen. Hätte ich nicht Ferien, die Arbeit würde mir nicht so schnell ausgehen.
Der Rio Gentil, der durch dieses Dorf fliesst, entspringt in der Sierra Nevada und vereinigt
sich in Palma del Rio mit dem mächtigen Guadalquivir. Den Namen haben ihm die
Muslime gegeben. Damals war dieser Fluss bis vor die Tore Cordobas schiffbar. Mit den
heutigen Frachtern ist dies natürlich nicht mehr möglich. Dies ist auch der Grund weshalb
die drei andalusischen Schwestern entstanden. So nennt man die drei Städte Sevilla,
Cordoba und Granada. Ich werde Sevilla und Cordoba in einer anderen Jahreszeit
bestimmt noch besuchen. Der Handel florierte hier, vergleichbar mit der Hanse im Norden
Deutschlands. Aber das hat sich jetzt natürlich gewaltig geändert.
Ich will diese Woche noch in die Sierra Nevada fahren. Über sie führen zwei Strassen an
die Costa. Mein Schwiegersohn Beat ist mit Kollegen auf dem Motorrad darüber gefahren.
Nach seiner Aussage kriegten die Motorräder kaum noch genügend Sauerstoff und
verloren stark an Leistung. Der Scheitelpunkt der Passstrasse liegt bei über 3300 Metern.
Im Vergleich schneidet der Gotthardpass geradezu bescheiden ab. Einzelne Schneefelder
sind auch jetzt noch, im Monat Juli und 40°am Schatten, zu sehen. Generell fällt auf, dass
viele Strassen hier mit Glatteis-Hinweisen versehen sind. Auch Windfahnen gibt es an
vielen Stellen. EL Andaluz kann also auch anders sein. Die drei Sommermonate allerdings
sind erdrückend.
Es ist jetzt 20 Uhr. Die Waschmaschine ist beim letzten Spülgang angekommen. Noch
schnell die Wäsche aufgehängt und ab in die Spaghetti. Die habe ich nämlich auf heute
Abend bestellt. Nach bald 3 Wochen mit Kartoffeln bin ich fast schon süchtig nach
„Teigaffen“. Eigentlich bin ich recht skeptisch, denn ich sah bis heute in Andalusien noch
nie jemanden Teigwaren essen. Es ist sicher nicht so, ich hab es nur nicht gesehen. Hier
gibt es natürlich auch Pizzerias, ich habe aber bis heute noch keine besucht.
Und ob er es kann! Miguel ging selbst in die Küche (Ana war noch nicht da). Er bereitete
mir Spaghetti Typo Bolognese mit reichlich Olivenöl...... Ich habe noch selten bessere
gegessen. Dazu wie immer ein grosser Salatteller. Herrlich! Ich versuche dazu ein Glas
Rioja. Nun ja, solch edle Getränke werden, da zu teuer, hierzulande eigentlich nicht
getrunken. Entsprechend bescheiden ist das Resultat. Ich kann aber gut damit leben,
verzichte allerdings auf ein zweites Glas. Überhaupt ist die andalusische Küche zwar sehr
schmackhaft aber immer günstig. Einige Tapas, z.B.
zusammen gehauene Schweinebeine an köstlicher Sauce
Sardinen und andere kleine Fische (täglich)
Voressen mit Knochen
Pulpe (Tintenfische)
Bratkartoffeln mit reichlich Olivenöl
Kartoffelsalat
hauchdünne Zucchetti in Olivenöl gebraten
und der ewige Renner von Ana: die feinen grossen Bohnenkerne mit Speck.
Ich muss mir abgewöhnen die Leute nach ihrer Arbeit zu fragen. Sie sind entweder
Rentner oder arbeitslos. Und wenn sie Arbeit haben verdienen sie € 3.50 bis max. € 5.50.
Das sind allerdings Leute, die irgend welche Hilfsarbeiten erledigen. Ein gut qualifizierter
Chauffeur kann auch € 1'350 verdienen. Bank- und Verwaltungsangestellte vielleicht noch
etwas mehr. Ein junger Berufsmann erreicht kaum die Marke von €1000.
Warum die Andalusier neben Bier sehr oft auch Cuba Libre (€ 2.50) trinken, vermag ich an
dieser Stelle nicht zu erklären. Allerdings wird der Schnaps in grosser Menge ins Glas
gefüllt. Nicht vergleichbar mit der Schweiz. Man wird auch viel nach Zigaretten gefragt,
bekommt allerdings auch mal eine angeboten. Die Bilanz allerdings ist stark negativ.....
Fuma !!!

Montag 13. Juli 2009
Nach dem Frühstück geht's erst mal zum Kaffee. Café con leche. 2 Typen trinken schon
am frühen Morgen Schnaps. Es sind allerdings keine Stammgäste. Das übliche spanische
Frühstück ist Kaffee mit einem kleinen Gebäck. Eigentlich sollten es Gipfeli sein. Sie sind
aber nicht mit den feinen französischen Croissants vergleichbar und eher süsslich.
Ich warte bis der Laden an der Ecke aufgeht. Ich brauche Obst und Joghurt.
Anschliessend lege ich die trockene Wäsche zusammen, das nächste Mal wird dann
wieder in El Portet gewaschen.
Morgen bin ich schon zwei Wochen in Lojà. Es ist mir immer noch nicht gelungen
deutsche Literatur aufzutreiben. Es gibt allerdings auch keine Deutschen hier in
Andalusien. Auch Engländer sind dünn gesät. Also gibt es auch keine englischen
Zeitungen. Es existiert aber eine englische Werbezeitung. Alex legt sie in den Gaststätten
auf und erhält dafür 2 Gratis-Inserate. Um 11 Uhr liegt er heute immer noch im Bett. Für
die Benutzung der Waschmaschine habe ich ihm eine Flasche Soberano gekauft.
Vielleicht hätte ich besser Bier gekauft.


Dienstag 14. Juli 2009
Gestern ging ich um 23 Uhr ins Bett. Mitten in der Altstadt wecken einem morgens um 6
Uhr krähende Hähne und vereinzelt ist Hundegebell zu hören. Sie begrüssen den noch
angenehm kühlen Morgen. Angenehmes Klima um auf dem Balkon zu sitzen und den
gestrigen Tag Revue passieren zu lassen.
Ein weiteres schönes Ereignis durfte ich gestern im andalusischen Hinterland erleben.
Schade, dass ich halt wirklich nicht viel verstand. Aber die Art und Weise wie das Ganze
vorgetragen wurde war toll, kräftig mit klarer Stimme und sehr poetisch. Sinngemäss habe
ich verstanden. Es ging um den spanischen Bürgerkrieg, in welchem alleine in Granada
mehr als 1000 Opfer zu beklagen waren. Andalusien, und wenn ich dies sage, meine ich
das Hinterland, ist eben klar sozialistisch. Mit dieser Einstellung stand man Generalissimo
Franco klar im Wege als er an die Macht drängte. Man scheute sich damals noch nicht
einmal, einen so populären Volksdichter wie Féderico Garcia Lorca in einer Talschlucht bei
Viznar zu erschlagen und zu verscharren. Ein Hauptmann der Elitetruppe hatte ihn dorthin
verschleppt und diese Tat vollbracht. Lorca hatte sich getraut die Guardia Civil öffentlich
anzuklagen. Das war im Jahre 1936, zu Beginn des blutigen Bürgerkrieges dem 10'000-e
Andalusier zum Opfer gefallen sind. Auf diesem Boden in Andalusien ist in den letzten
1800 Jahren sehr viel Blut geflossen. Dagegen sind die kriegerischen Auseinandersetzungen
in der Schweiz gerade zu klosterhaft. In den Liedern und Gedichten werden
diese traurigen Zeiten verarbeitet. Bis auf den heutigen Tage ist eine klare Verachtung
aller Obrigkeit zu spüren, auch wenn man heute nur überleben kann, dank Milliardenhilfen
aus der EU. Kaum einer kennt den Namen des spanischen Königs und wäre der Präsident
Spaniens nicht ein Andalusier, man würde auch ihn nicht kennen. Die jetzige Regierung
wird dabei mehrheitlich als sozialistische Diktatur wahrgenommen, dabei übersieht man
gerne was diese an Geld in dieses Bundesland „pumpen“ muss.
Wie krass aber ist der Unterschied an der Küste, wo es nur so von Reichen und
Superreichen wimmelt und dem Hinterland, wo auch heute noch die meisten Menschen in
bitterer Armut leben. Und die gewaltigen, subventionierten Aufstockungen mit Oliven,
haben eigentlich mehr Probleme geschafft als gelöst. 'Den heutigen Tag' leben ist hier kein
Spruch sondern zur gelebten Tatsache geworden. Und wenn man keine Zukunft sieht
muss man auch nicht an sie denken.
Das junge Gitano-Paar, welches ich schon beschrieben habe, kommt auch heute um
22.30 Uhr ins Rio. Die beiden Kinder werden, so ist zu vermuten, von den Tapas Miguel's
und dem Zigarettenrauch ihrer Eltern ernährt. Allerdings sieht man hier auch viele dicke
Kinder, aber das ist ja im übrigen Europa auch nicht anders.
Heute Morgen ist es, oh Wunder, bedeckt. Um 10 Uhr hat die gleissende Sonne dann
schon wieder alles verbrannt. Heute muss ich noch einmal mein Portemonnaie auffüllen,
und dabei komme ich beim örtlichen Arbeitsamt vorbei. Es ist gerammelt voll, obwohl sich
die Arbeitslosen selten bis nie melden müssen. Dabei stellt man sich schon die Frage,
woher der Staat das Geld für die Unterstützung überhaupt noch her nimmt. Auch das
Sozialamt ist in einem veritablen Gebäude untergebracht. Und Euros lassen sich
bekanntlich einfach neu drucken. Hiesige Finanzfachleute prognostizieren nach der Krise
eine Inflationsrate von bis zu 20 Prozent. Hoffentlich haben sie wieder einmal nicht recht.
Aber hier wird auf Pump gelebt was das Zeug hält. Jedes 10-jährige Kind läuft mit einem
Handy herum, die Halbwüchsigen rasen mit ihren Rollern durch die Gegend (ab 14 J), und
die Volljährigen gönnen sich ohne weiteres einen schicken Kleinwagen oder sogar ein
Cabrio. Damit wird dann vor der Bar El Rio mit dröhnenden Lautsprechern paradiert. Auch
wenn sie in 2 Jahren nicht verdienen was ihre Karossen kosten. Die Alten sehen erstaunt
zu und erfreuen sich ihrer alten Vehikel. Gewinner wird es in dieser Gegend allerdings
auch geben. Zu viel EU-Geld ist nach Südspanien geflossen. Irgend wo wird auch etwas
hängen geblieben sein. Die arbeitsfähige Bevölkerung und das Handwerk gehören sicher
nicht dazu. Ironischer Weise kommt einem das alte Sprichwort „Handwerk hat goldenen
Boden“ in den Sinn.
Manuelo, der sich früher als Akkordant auf dem Bau seine Brötchen verdient hat, lebt
scheinbar trotzt Arbeitslosigkeit gar nicht schlecht. Er treibt sich den ganzen Tag in Bars
herum. Seiner Familie mit den beiden Kindern scheint es auch nicht schlecht zu gehen.
Aber alles kann man bekanntlich auch nicht verstehen und das ist auch gut so.
Im Fernsehen hört man nur am Rande von der Krise. Über Stierkämpfe und die Strassenrennen
mit Stieren in Pamplona und anderswo wird ununterbrochen berichtet. Irgend
welche billigen Shows den ganzen Tag. Seit einer Woche aktuell der Transfer von Ronaldo
zu Real Madrid für lumpige 97 Milliönchen. Das Händeschütteln mit dem Präsidenten von
Real wird täglich gezeigt. Wieder zu Hause werde ich hören, dass er schon wieder für 14
Tage krank geschrieben ist. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Geplante Volksverdummung?
Da wird theatralisch und stündlich gezeigt, wie die aufgespiessten
Strassenkämpfer ins Spital geführt und dort wieder zusammen geflickt werden, grässlich,
die absolute Volksverblödung. Aber vielleicht kann man der Realität wirklich nicht mehr ins
Auge sehen, ohne in eine tiefe Depression zu fallen. So hat eben auch diese Geschichte
ihre zwei Seiten.
Viele hier, junge und auch ältere Leute nehmen hier so was ähnliches wie Haschisch.
Allerdings stinkt das Zeug nicht so sehr wie in der Schweiz. Vielleicht sind nur die
Portionen etwas kleiner. Danach wird dann wieder zum Handy gegriffen, das eigene
Glücksgefühl muss dringend weitergegeben werden. Zerstreuung ist eben alles in dieser
Zeit.
Eines kann aber nicht genügend betont werden: Ein freundliches und zuvorkommendes
Volk sind sie, die Andalusier auch oder gerade dem Fremden gegenüber.
Schüchtern fragte ich heute Abend nach übrig gebliebenen Spaghetti. Schon fast
weltmännisch fragte mich Miguel „con Tomate, Carbonara oder Bolognesa? Erstaunt ist
man da schon, vor allem weil man noch niemanden was essen sah. Ohne zu Murren stellt
er sich an den Herd um mir die gewünschten Carbonara zu kochen. Was er mir dann auf
dem Teller bringt ist wieder allererste Güte. Al Dente, schön rahmig und mit reichlich
gebratenem Speck. Da ich auf den Salat auch heute nicht verzichten will, schaffe ich es
leider nicht, alles aufzuessen, trotzt Verzicht auf ein Getränk und das knusprige Brot.
Das war gestern Abend, heute werde ich ihn wieder um etwas aus der einheimischen
Küche bitten. Hoffentlich schafft er es einmal die Portion etwas kleiner zu gestalten.
Heute verfolge ich wieder einmal ein hübsches Spielchen. Nicht am Automaten und auch
nicht am Spieltisch. Rafa, der Gitanomann unterhält sich mit einem örtlichen Metallverarbeiter.
Und obwohl dieser beruflich sicher erfolgreich ist und aus einem andern Milieu
stammt als dieser Gitano, alle wollen immer irgend etwas von diesem 30-jährigen Kerl.
Ohne wirklich viel zu verstehen entnehme ich alleine aus den Gesten, dass hier ein
Gespräch statt findet bei dem man nur schmunzeln kann. Der Chef im Ring ist eindeutig
Rafa. Es scheint bei den Zigeunern eine krasse Rangordnung zu geben, welche noch
ausgeprägter ist, als man sie bei Wölfen beobachten kann. Was Jùan bei den Älteren, ist
Rafa bei der jüngeren Generation. Alle wollen seinen Rat, alle wollen ein gutes
Einvernehmen mit diesem selbstbewussten Zigeuner. Es ist wirklich beeindruckend.
Das Bier fliesst Runde um Runde. Der mir Unbekannte besteht darauf, alles zu bezahlen.
Um 15 Uhr verabschiede ich mich so höflich es geht, ich möchte in die Siesta. Dieses
Wort hat magische Eigenschaften bei den Andalusiern. Diesen Wunsch können sie immer
akzeptieren, auch wenn sie dann selbst noch lange sitzen bleiben.
Bereits um 14 Uhr wird Domingo von seiner Frau gerufen. Er bleibt zwar noch sitzen, gibt
ihr aber schon mal das Eingekaufte mit. Seine Alkoholprobleme schaffen in der Beziehung
einige Probleme, jedenfalls verbringt er mehr Zeit in der Bar als bei seiner Frau. Es
scheint, dass er sehr krank ist. Er krächzt eigentlich mehr als er spricht. Ausserdem wird
fast nichts mehr gegessen. Hie und da ein Mais-Chip, das reicht schon. Aber er ist ein
sehr sympathischer, stiller Typ und wir freuen uns immer beim Wiedersehen. Domingo
besitzt vier Häuser. Ich werde sie mit ihm noch begutachten. Er ist 73 Jahre alt und hatte
in seiner Aktivzeit ein Geschäft in Lojà. Welches, habe ich allerdings wieder einmal nicht
verstanden.
Bei einem Gitano kaufe ich noch zwei Honigmelonen und schenke eine davon Alex. Er
verdrückt sie noch am selben Abend.

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