Reisebericht Krimmler
Tauernhaus

 

Reisebericht Skitouren Krimmler Tauernhaus

Teil 4

Der Aufstieg zum Gipfel hat 5,5 Stunden gedauert, wobei wir 1200 Höhenmeter überwunden haben. Nun sitzen wir auf den Laufflächen unserer Skier und rasten uns aus, bevor die genussvolle Abfahrt durch den lockeren Pulverschnee beginnt. Nun heißt es Kräfte sammeln. Seit ich mit meinem Sohn sehr viel Skifahren muss, ist meine Kondition deutlich besser geworden. Er fordert mich, und ich muss ihm beweisen, dass ich noch nicht zum alten Eisen gehöre.

Kurt macht die ersten Schwünge in diesen, hier doch sehr steilen Hang. Unser Stile Experte fährt gerne vor…danach folge ich mit meinen etwas breitbeinigen Stil. Ich kann es mir nicht abgewöhnen, bei steilen Hängen etwas auszustemmen, so wie ich es in meiner Kindheit getan habe. Es sind nur wenige Spuren im sehr schönen Tiefschneehang. Wahrscheinlich von der Gruppe aus Vorarlberg, die in der selben Hütte wohnen und am Vortag hier oben waren. Mir wäre es zwar lieber, wenn wir nicht ganz alleine unterwegs sind, da uns im Notfall ansonsten niemand helfen kann. Wie auf einer breiten, großteils unverspurten Skipiste fahren wir den Mannlkar hinunter. Nach einigen hundert Metern machen wir eine kurze Verschnaufpause, denn trotz all dem Vergnügen den wir im lockeren Tiefschnee haben, ist es doch auch anstrengend. Ohne Probleme gelingt eine Kurve nach der anderen, ohne dabei in Sturzgefahr zu geraten. Dieses Vergnügen ist die Belohnung für den Aufstieg.

Bald erreichen wir die Talsohle des Rainbachs und ab nun heißt es wieder schieben.

Auf Empfehlung des Hüttenwirts werden wir auf die Schneepflugfahrt und das seitliche Abrutschen auf dem eisigen Waldweg verzichten, und nehmen die direkte Abfahrt durch den steilen Wald. Das erweist sich jedoch bald als einigermaßen schwierig. Zunächst folgen wir noch den Spuren im Schee, dann aber stehen die Bäume so eng und ich muss immer wieder mit kurzen Schwüngen versuchen das Tempo zu drosseln. Es ist hart, eisig und mehrmals rumple ich über einen Stein, wobei ich es richtig Krachen und Kratzen höre. Meine armen Skier, hoffentlich reiße ich mir keine Stahlkanten raus. Von einem Fahrvergnügen ist nicht mehr zu reden, deshalb schnallen wir die Skier ab und tragen diese durch den Wald nach unten. Immer wieder brechen wir bis zu den Knien im Tiefschnee ein, die Skier auf den Schultern, laufend bleiben wir irgendwo hängen…innerlich fluche ich fürchterlich. Die Fichten sind durchsetzt vom Gebüsch, durch welches wir uns momentan kämpfen. Ich falle auf das rechte Knie und es schmerzt ziemlich. Nur nach unten, bevor noch mehr passiert. Endlich erreichen wir eine Lichtung, von wo aus wir bereits die Hütte sehen können. Auf einem kurzen Hang schnallen wir unsere Skier wieder an, da das Fahren hier bei weitem sicherer ist, als das Gehen…Endlich sind wir am Ziel, nur noch raus aus den Schuhen und rein in die Sandalen.

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Schnell ziehe ich meinen Trainingsanzug an und ab in die Wirtsstube. Sofort bestelle ich mir mein Bier und das Wasser, und auf unseren Wunsch wird auch gleich die Super serviert. Heute hat der Wirt uns eine schmackhafte Erbsensuppe gekocht. Danach starten wir unsere obligatorische Tarockrunde. Die Zeit vergeht wie im Flug und zum Abendessen dauert es nicht mehr lange. Mit einem saftigen, würzigen Gulasch mit Nockerl stärken wir uns. Obwohl ich kein besonderer Freund von einem Gulasch bin, diese jedoch muss ich sehr loben, da es fast nur mageres Fleisch hat. Ansonsten bin ich nicht sehr wählerisch. Mir schmeckt so gut wie alles, außerdem ist es für mich ein Genuss. Bei meinen früheren Reisen durch fremde Länder war ich oft froh, wenn es irgendwas zu Essen gab.

Natürlich kann man Raten, was nach dem Essen folgt…eine neuerliche Tarockrunde! Alois hat uns verlassen, dafür ist Gottfried mit seinen Schneeschuhen heraufgewandert, da er mit uns auch eine Schneeschuhtour machen möchte.

Beim Studium in Wien hat unsere Leidenschaft für dieses Kartenspiel begonnen. Seither spielen wir regelmäßig alle 3 bis 4 Wochen. Dadurch haben wir über 25 Jahre den Kontakt zueinander nie verloren. Es macht Spaß, natürlich ist nicht jeder Abend gleich lustig, aber es bietet sich immer wieder Gelegenheit über Alltägliches zu reden…angefangen von den Aktienkursen bis hin zu den Kindern und dem politischen Alltagsgeschehen. Langweilig wird uns dabei nie. 4 Spieler sind in der Runde, und die Abende finden zu Hause im Rotationsprinzip statt. Der Hausherr und Gastgeber muss für die Freunde natürlich kochen…

Nach dem 2ten Bier vergönnen wir uns noch etwas Wein, wobei ich dazu meist immer sehr viel Wasser trinke. Leider vergehen unterhaltsame Hüttenabende besonders schnell. Dabei müssen wir auch immer daran denken, dass wir am nächsten Morgen fit sein müssen und auch den Wecker nicht überhören dürfen.

Früher war die Luft oft zum Schneiden in einer Hütte. Eine Mischung aus Schweiß, ein übel riechendes Hemd, ein Haufen ungewaschener Bergsteiger, dazu der Geruch von Bier, Wein und Schnaps und zuguterletzt zogen auch noch Rauschschwaden durch den dunklen Raum.

Das hat sich nun geändert, es gibt Nichtraucher Zonen, welche eingehalten werden müssen. Soviel ich gehört habe, soll das Rauchen überhaupt vor die Hüttentüre verlagert werden. Unser Kurt hat lange vor den Hüttentüren allein geraucht, bis ihm das zu dumm geworden ist und er überhaupt aufgehört hat.


Dienstag, 3.4.2007

Nach dem Besuch des Frühstückbuffets beeilen wir uns heute, denn für Nachmittag ist ein Wettersturz angesagt. Es soll wieder Schneefall geben. Damit ist in den Bergen auch immer schlechte Sicht verbunden, und das kann gefährlich werden, da die Aufstiegsspuren vom Schnee verdeckt und vom Wind verweht werden.

Es folgt der altbekannte Weg hinauf durchs Rainbachtal, bald zweigen wir von der gestrigen Spur ab und suchen einen Weg durch Latschen und laubfreies Gebüsch. Die nackten Zweige erfordern von uns erhöhte Aufmerksamkeit, damit wir nicht einfädeln und die Kleidung vielleicht einen Schaden davon trägt. Wir erreichen den Einstieg in eine Rinne, die ziemlich steil bergauf führt, und wo auch einige alte Spuren zu sehen sind. Das ganze sieht nicht ganz einfach aus, und in kurzen Abständen müssen wir im steilen Gelände die Spitzkehren mit den Skiern setzten.

Ich stelle meinen Talski hin und verlagere mein ganzes Gewicht darauf. Das muss sicher sitzen, um nicht abzustürzen. Mit dem Bergski mache ich fast eine 180 Grad Wende, ziehe, den anderen Ski nach und gehe in die entgegengesetzte Richtung weiter schräg bergauf. Es ist anstrengend, wir versinken im Schnee und müssen die Beine mit den Skiern hochheben, damit wir nicht hängen bleiben. Mit den kurzen Carving Skiern ist dies heutzutage wesentlich leichter, als früher mit den langen Latten.

 

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Ich bin erleichtert, als wir die Steilstufe ohne Zwischenfälle überwunden haben, und die Abfahrt wird hier sicherlich nicht einfach. Von der Roßkarlacke ist natürlich nichts zu sehen. Nach einer weiteren kurzen Steilstufe erreichen wir das Roßkar, wobei es leider wieder längere Zeitflach dahin geht, bevor wir über uns den steilen Anstieg zur Roßkarscharte sehen. Müde und abgekämpft wie ich bin, mache ich alleine ein Skidepot und beschließe alleine auf meine Freunde hier zu warten. Gottfried ist mit seinen Schneeschuhen der Schnellste, er hat die Scharte längst hinter sich gelassen und ist allein um Gipfel unterwegs. Die anderen geben Gas, um den Gipfel noch rechtzeitig zu erreichen. Hätte ich gewusst, dass die Schlechtwetterfront erst am Abend eintreffen wird, hätte ich meinen Weg zum Gipfel langsam fortgesetzt. So sitze ich da und habe Angst vor dem drohenden Wetterumsturz. Sicher müssen meine Freunde beim Abstieg bei mir vorbei, aber so alleine dazusitzen und nachzudenken ist auch nicht gerade lustig. Schon des öfteren sind wir im Nebel herumgeirrt, und mit Glück haben wir bislang immer noch den Weg gefunden und die Hütte auch trotz Nebel erreicht.

Meine Erleichterung ist groß, als Gottfried oben auf der Scharte sichtbar wird. Mit großen Schritten kommt er rasch näher. Nur nicht allein zu sein, ist für mich in diesem Moment sehr wichtig. Nach 4,5 Stunden hat er den Gipfel des Roßkopfes (2845m) erreicht. Nach der Scharte folgte er einem Grat bis hinauf zum Gipfel, was nicht besonders schwierig war.

Nun beschließen wir mit der Abfahrt zu beginnen. Er ist erstaunlich schnell mit seinen Schneeschuhen.

Der Schnee ist heute schwerer als an den anderen Tagen, und ich benötige weit mehr Kraft beim Fahren. Dann stehe ich vor der Rinne, und denke mir, dass diese Abfahrt nicht einfach werden wird. Die ersten Schwünge gehen noch ganz gut, aber dann überkreuzen sich meine Skier, und ich stürze vornüber und mache einen richtig schönen Purzelbaum, wobei ich auch noch beide Skier verliere. Diesen Fahrfehler konnte ich leider nicht mehr rechtzeitig korrigieren. Zum Glück bleibe ich im Schnee liegen, und rutsche nicht weiter talwärts ab. Gottfried bringt mir meine Skier, und schnalle sie mir wieder an. Nun regiert erhöhte Vorsicht. Mein Stil ist kraftvoll aber nicht sehr elegant, aber er hat den Vorteil, dass ich selten zu Sturz komme, und damit auch bei schwierigen Verhältnissen und steilen Hängen sicher fahren kann. Fast passiert mir noch ein Ausrutscher, aber dann erreichen wir wieder das Rainbachtal…Gott sei Dank, ich bin erleichtert. Auf der Schiebestrecke holen mich mein anderen Freunde wieder ein, welche ebenfalls den Gipfelsieg geschafft haben. Noch hält das Wetter, obwohl der Himmel immer grauer und dunkler wird.

Im Schneepflug rutsche ich den eisigen Waldweg nach unten, ein wenig später geht’s seitlich weiter. Die letzten Meter müssen wir die Skier wieder schultern.

Inzwischen ärger ich mich bereits, dass ich nicht genug mit mir selber um den Gipfelsieg gekämpft habe. Er war in greifbarer Nähe, aber er war nicht verlockend genug. Wahrscheinlich war auch ein wenig Angst dabei, dort oben im Nebel herum zu irren. Gewartet hatte ich öfters, wenn ich mental nicht stark genug war, um die letzten Meter zu gehen, oder aber die körperliche Erschöpfung war zu groß und einige Minuten zum Rasten notwenig waren.

Gleich nach der Ankunft freuen wir uns über ein Bier und eine Tomatensuppe. Zum Abendessen gibt es dann einen weiteren Höhepunkt in unserem Speiseplan. Der Hüttenwirt serviert uns einen Hirschbraten und überrascht uns ein weiteres mal mit einer ausgezeichneten Qualität.


Am letzten Hüttenabend vor unserer Heimfahrt spielen wir natürlich wieder eine Runde Tarock. Heute nehmen wir es mit der Hüttenruhe nicht so genau und spielen bis gegen 23 Uhr. Es ist ein sehr abwechslungsreiches Spiel, wobei jeder Spieler 12 Karten erhält. 2 mal 3 Karten liegen zugedeckt in der Mitte. Wer ein Spiel wagt, kann sich dann 3 davon nehmen…Mit 54 Karten gibt es natürlich viele Spielvarianten. Mit Logik allein ist da nichts zu gewinnen, es braucht auch das „Gspür“, um erfolgreich zu sein. Wir spielen mehr um symbolische Beträge als um viel Geld. Es soll ein Anreiz sein, damit wir das Spiel auch ernst nehmen. Wenn es viel ist, kann man ein paar Euros gewinnen. Ich bin dann in jedem Fall stolz, denn es beweist, dass ich ein gutes Spiel geliefert habe. Da es so viele verschiedene Spielvarianten gibt, kann nicht gesagt werden, wie ein gutes Blatt aussieht.

In unserer Stube sitzen wir allein an einem großen Tisch. Mehr Atmosphäre wäre da, wenn auch die anderen Tische bevölkert werden. Ein Gespräch mit den Vorarlbergern vom anderen Zimmer habe ich auch schon geführt. Aber als Gruppe treffen wir uns einmal im Jahr, und das seit über 20 Jahren zur Skitour. Es gibt immer viel zu erzählen, endlich ohne Stress und Zeitlimit beisammen zu sein. Da gibt’s nicht nur alte Geschichten, manchmal überraschen uns auch Neuigkeiten, Reisepläne, die Absicht sich ein neues Auto zu kaufen, eine Scheidung im Freundeskreis, oder in welche Schule die Kinder gehen, eine berufliche Reise nach China, Indonesien oder die USA. Privat bevorzugen wir Österreich als Reiseziel, Kurzurlaube in Europas Metropolen mit der Gattin und mit den Kindern in den Süden.

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Reisen, die oft abenteuerlich waren, in ferne Länder stehen zumindest derzeit bei mir nicht auf dem Programm.

Mittwoch, 4.4.2007

Der Himmel ist wolkenverhangen, und es ist trüb und schneit ein wenig. Da haben wir es mit dem Aufstehen nicht so eilig. Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und die Stunde des Abschieds ist gekommen. Wir verlassen hier ein Skitouren Gebiet für konditionellstarke Geher, die auch Tagestouren mit 1200 bis 1700 Höhenmeter an einem Tag gehen können und wollen. Hohe Gipfel bei einer niedrig gelegenen Hütte, die jedoch eine richtige Herausforderung sein können. Schöne Abfahrten über weite Hänge und dann leider wieder Abschnitte, bei denen kräftig angeschoben werden muss, um talwärts zu kommen.

Gastfreundlich wie selten ein Hüttenwirt Ehepaar, mit wirklich ausgezeichneten Essen wurden wir verwöhnt. Der Abschied fällt uns schwer.

Leider kann die Pistenraupe nicht fahren, da auf dem Weg kaum mehr ein Schnee liegt. So schnallen wir unsere Skier auf den Rucksack und machen uns zu Fuß auf den Weg durch den Nebel. Eigentlich sind es nur flache 8 Km, aber wir gehen doch 2,5 Stunden dahin. Erst das letzte Stück können wir mit den Skiern fahren. Hin und wieder tauchen Almhütten im Nebel auf. Die Sicht ist schlecht und wir gehen der Krimmler Ache entlang, welche heuer nicht einmal zugefroren ist. Schritt für Schritt kommen wir unserem Ziel näher. Vor einem Tunnel erwartet uns der Vater des Hüttenwirts mit seinem VW Bus. So ersparen wir uns die letzten 6 Strassenkilometer. Schnell sind wir dann zurück am Parkplatz in Krimml. Dort wird das Gepäck in unseren grauen Passat verladen. In Mittersil gehen wir wie immer im Ortszentrum Mittagessen. Ein neuerlicher Abschied von den Bergen ist gekommen…

 

 

 

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