Reisebericht Krimmler
Tauernhaus

 

Reisebericht Skitouren Krimmler Tauernhaus

Teil 2

Nach dem Abendessen bestelle ich mein obligatorisches Achterl Wein und einen halben Liter Wasser dazu. Heute erzählen wir uns von den alten Berggeschichten, von welchen wir in den letzten Jahren viel erlebten. Unzählige Berggipfeln über 3000 Meter haben wir erstürmt, einige davon waren sogar über 4000 Meter. Gemeinsam waren wir unterwegs, und haben gekämpft bis zum nächsten Gipfelkreuz. Es war immer anstrengend und eine Herausforderung…und eine Erleichterung, wenn wir es geschafft haben. Ja es ist etwas besonderes, sich gemeinsam anzustrengen, zu schwitzen und bis an die Grenzen der Belastbarkeit zu gehen.

Schnell vergeht die Zeit und bals ist es 22 Uhr. Obwohl keine Sperrstunde angesagt ist, gehen wir bald darauf in unser Lager. Karl warnt noch einmal alle Schnarcher…aber diese Nacht bleibt es zum Glück ruhig.

 

Palmsonntag, 1.4.2007

Heute haben wir ein wenig verschlafen. Weckruf ist erst um 7 Uhr, was ein wenig zu spät für uns ist. Nach einer kurzen Morgentoilette ziehen wir uns rasch an und sitzen bereits um 7 Uhr 30 beim Frühstückskaffee. Butter, Brot, Marmelade, Wurst und Käse, MüsliJoghurt und Orangensaft. Ein wahrlich reichhaltiges Frühstücksbuffet. Trotz allem hält sich mein Appetit in Grenzen. Zu Hause trinke ich nur einen Kaffee zum Frühstück. So fällt es mit ein wenig schwer, größere Mengen zu essen, was natürlich für eine Tour wünschenswert wäre. Da kann ich nur über Kurt staunen, und die großen Mengen, die er verschlingen kann. Mit seinen kurzen Beinen ist er immer erstaunlich schnell unterwegs. Er ist jetzt über 50 Jahre alt und dieses hat bereits Spuren hinterlassen. Er hat es nie eilig, er ist immer der letzte und das weiß auch ein jeder von uns. Er kann es sich leisten, denn er ist mit den Skiern sehr schnell unterwegs. Er genießt sein Müsli, während ich bereits unterwegs in den Trockenraum bin. Dort hatten unsere Skitourenschuhe im geheizten Raum Zeit zu trocknen. Nein, morgen werde auch ich ein Müsli verzehren, und nicht nur 2 Marmeladebrote.
Reisebericht Skitouren Krimml

 

Wenn ich meine Schuhe nicht richtig zuschnalle, drücken sie mich am Fußrücken. Jedesmal ist es ein Gedulsspiel, bis ich endlich fest und schmerzfrei drinnen stehe. Jetzt hole ich mir meine Skier und klebe die Steigfelle auf. Rasch bin ich bereit für den Abmarsch. Lois, unser Elektrotechniker und Qualitätsmanager, Problemlöser in seinem technischen Beruf ist ebenfalls immer einer der ersten in der Früh. Wir brechen auf und ziehen als Erster eine Spur in den Schnee. Es liegen nur ein paar Zentimeter Schnee auf dem Weg, welchen wir weiter hinein ins Krimmler Achental folgen. Es reicht gerade, dass dir Laufflächen und die Felle nicht beschädigt werden. In diesem schneearmen Winter heuer, haben wir uns eine etwas zu tief gelegene Hütte ausgesucht. Mit nur 1600 Metern ist es auf die umliegenden Berge sehr weit, deren Gipfel knapp unter und über 3000 Meter liegen. Es reicht gerade, und wir müssen die Skier nicht tragen, was auch nicht gerade ein Vergnügen währe. Nach einer guten halben Stunde, die anderen haben längst aufgeschlossen, verlassen wir das Achental.

In Serpentinen wandern wir durch den Wald einen steilen Weg hinauf, und in kurzer Zeit überwinden wir 200 Höhenmeter. Dann folgen wir weiter dem flachen Windbachtal. Wie wir bereits sehen, handelt es sich um eine sehr schöne Gegend, aber nicht nur ein typisches Skitouren Gebiet. Es gibt lange, weit und sehr flache Anmärsche, bis der eigentliche Anstieg zu den Bergen beginnt. Auch jetzt schieben wir die Skier dahin und gewinnen langsam aber stetig an Höhe. Erst am Ende des Tales, dem Talkessel, zweigt unsere Route nach links ab hinauf zu den Berggipfel. Hier gibt es nirgends Spuren, so müssen wir unsere eigene Spur ziehen. Wie immer ist unser Franz bei guter Kondition und setzt eine frische Spur in den lockeren Schnee. Wir queren einen Hang, Kurt folgt ihm dicht auf und vorerst geht alles noch problemlos dahin. Nach einer Mulde folgt ein steiler, nicht allzu breiter Hang.

Natürlich ist jeder von uns mit einem Lawinen Pipsgerät ausgerüstet, doch vorsichtig sind wir immer. Zum Glück mussten wir noch niemanden aus einer Lawine ausgraben. Einen Freund unter den Schneemassen suchen, muss ein fürchterliches Erlebnis sein, was wir uns ersparen wollen.

So gehen wir in großen Abständen, einer nach dem anderen, möglichst ohne stehen zu bleiben. Dies bringt unseren Puls auf Touren. Ich komme dabei gehörig ins Schwitzen undbin bereits außer Atem. Nach dieser kritischen Stelle, einer Spitzkehre nach der anderen, bleibe ich stehen. Die kurzen Carving Skier zeigen ihren ganzen Vorteil bei schwierigen Situationen und natürlich ist auch eine gute Technik und Erfahrung von Vorteil. Weiter geht die Wanderung. Nun ziehen Wolken und Nebelfetzen dahin, so dass wir unser Ziel nicht mehr sehen können. Als wir endlich wieder eine Trinkpause zum Verschnaufen einlegen, sehen wir vor uns den Schafsee. Wir sind nun auf knapp 2700 Meter Seehöhe angelangt, und im Nebel fühl ich mich immer etwas unsicher. Jetzt entbrennt zwischen Franz und Kurt ein Streit über die Route, der mit erstaunlicher Heftigkeit geführt wird. Das sind wir von beiden gar nicht gewöhnt, und es dauert eine Weile, bis sich beide wieder beruhigt haben.

 

Reisebericht Skitouren Krimml
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Zwischendurch sehen wir immer kurz den Gipfel des Glockenkarkopfes mit 2811 Metern.
Ich schließe mich der Meinung von Franz an, dass wir am Seeufer entlang gehen müssten, jedoch schaut der Gipfelanstieg sehr steil aus.

Bis zum Schafsee sind wir 5,5 Stunden unterwegs. Im Nebel weiterzugehen fehlt uns heute der Ergeiz, außerdem ist es auch noch gefährlich. Der Wind kann unsere Spuren verwehen. Im gleichmäßigen Grau den Weg ins Tal zu suchen, ist nicht besonders lustig. Ich esse noch ein paar Müsliriegel, welche ich noch im Anorak eingesteckt habe.

Dann fixiere ich meine Bindung und ab geht’s. Hier oben haben wir so an die 20 bis 30 cm Pulverschnee. Bei solchen Verhältnissen ist das Skifahren eine Freude. Einen Schwung nach dem anderen lege ich hin, und schon bald wird auch die Sicht wieder besser. Nach kurzer Zeit stehen wir vor dem Steilhang, wobei ich nach jedem Schwung zu Bremsen versuche. Wie immer ist nach einer Schlechtwetterphase der Schnee besonders herrlich. Auf eine dünne Altschneedecke hat es zum Glück in der Vorwoche 30 bis 50 cm Neuschnee gegeben. So ist das gefahrlose Skifahren erst möglich geworden. Jedoch lauert die Gefahr von Lawinen immer noch. Selbst eine langjährige Erfahrung ist keine Garantie, dass nichts passieren kann. Aber jetzt freuen wir uns…Kurt ist unser größter Stilist. Mit enger Skiführung meistert er die Hänge bei fast jedem Schnee. Bei mir fährt immer die Vorsicht mit, daher bin ich aus Angst vor einem Sturz, manchmal sehr breitbeinig unterwegs. Franz und Lois versuchen Kraft und Stil zu kombinieren. Eine gute Mischung, die ich mir zum Vorbild nehmen sollte. Karl hat eine eigenwillige Technik und springt hin und her, wobei er teilweise seine Stöcke zu Hilfe nimmt. So versucht ein jeder für sich gut und heil hinunter zu kommen. Ich liebe das Hochgebirge deswegen, da keine Bäume und sonstige Hindernisse zu beachten sind. Und vor allem bei Pulverschnee lacht unsere Skifahrerherz.

Nun folgt das Windbachtal und wir müssen hier ordentlich anschieben, da es sehr lange ziemlich flach dahin geht. Aufpassen müssen wir erst bei der Passage durch den Wald. Dabei folgen wir einem Weg, und kurz danach stehen wir wieder vor einem Hang, auf welchem Büsche und Sträucher wachsen. Wie bei einem Naturslalom fahren wir zwischen den laubfreien Stöcken hinunter ins Krimmler Achental. Was nun folgt ist für mich eine einsame Wanderung den Bach entlang. Meine Freunde sind im flachen Gelände beim Anschieben weitaus schneller als ich. So gehe und schiebe ich allein, während die anderen dahinhetzen. Ich hingegen genieße diese Minuten um vor mich hinzuträumen. Ich denke viel über meine Kinder nach…ich muß vorsichtig sein, schließlich brauchen sie mich noch und sie sind erst 10 und 5 Jahre alt. Viel haben wir gemeinsam in den Bergen erlebt, und schreibe seitdem über jede Tour. Ich fotografiere sehr viel, darum liegen bei uns zu Hause Kofferweise Dias, welche darauf warten, angeschaut zu werden.
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Sie sind Zeugen meiner Erlebnisse, und derer gibt inzwischen schon sehr viele. Sicher nicht so spektakulär wie bei anderen Bergsteiger Größen, aber für einen sogenannten Durchschnittsbürger, der nicht einmal besonders trainiert ist und sich jeden Gipfel erkämpfen muss, gibt es einiges zu erzählen. Vielleicht kann ich meinen Kindern eines Tages diese Geschichten lesen lassen, damit sie ihren Vater nicht nur früh morgens, beim Aufbruch in die Arbeit erleben, sondern auch als einer, welcher versucht sein Leben zu gestalten und dabei etwas Mut zeigt. Ohne kalkuliertes Risiko wird es in den Bergen wohl nie gehen, um abwechslungsreiche und spannende Stunden zu erleben, die den Geist und die Fantasie anregen.

 

>>Teil3

 

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