Reisebericht Dom Besteigung

 

Reisebericht einer Dom Besteigung

Teil 3

Hier sichern wir uns wieder, und gehen in eine kleine Senke hinein. Dann queren wir weit hinüber durch ein Labyrinth von Spalten. Zum Glück ist die Spur unserer vorangegangenen Bergkameraden gut sichtbar. So verlieren wir keine Zeit für die Spurensuche. AM unteren Abschnittes des Mohbergs haben 10 bis 20 cm Neuschnee. Am Festijoch waren wir auf 3800 Meter, danach haben wir wieder 70 bis 80 Meter verloren. Langsam gewinnen wir aber wieder an Höhe. Bisher haben wir nur eine kurze Trinkpause gemacht.

Schnell ändert sich wieder das Gelände und wir folgen der Spur rechts hinauf. Noch immer gehen wir gleichmäßig und ohne Pausen. Jetzt wird es steil, sehr steil sogar und der Schnee immer tiefer. Wie Ameisen sehen wir die anderen Gruppen vor uns. Die Spur führt nun unbarmherzig senkrecht den Hang hinauf, und teilweise klettere ich auf allen Vieren. Nach dem ersten Steilhang erfolgt eine kurze Trinkpause, danach umgehen wir eine große Spalte direkt an deren Rand. Wir queren weiter und beschließen, da der Schnee immer tiefer wird und das Spuren immer anstrengender, den senkrechten Weg zu nehmen. Also links abbiegen und rauf. Leider habe ich keine Zeit zum fotografieren. Es ist sehr steil, und so steil bin ich noch nie gegangen. Teils auf allen Vieren, und hin und wieder fegt eine Windböe über uns hinweg. Immer wieder müssen wir kurze Verschnaufpausen machen. Bisher waren diese nicht notwendig, da wir sehr gut trainiert sind. Wir sind weit über 4000 Meter. Es ist unglaublich anstrengend, der Wind, die Steilheit und der tiefe lockere Schnee in dem wir bei jedem Schritt einsinken. Franz geht voraus und spurt, dahinter Gaggi. Ich kämpfe mich durch den Schnee, rutsche zurück, setze den Schritt noch einmal. Jeder Schritt muss in den Schnee gerammt werden. Immer wieder eine kurze Verschnaufpause, ans Fotografieren denkt im Moment niemand.

Schweiz


Schaffen wir es wirklich noch…Franz lässt sich vom Seil, Gappi übernimmt die Spitze und erhöht das Tempo…ich bin am Limit. Nun ist auch Kurt vor mir, und Franz geht nun alleine hinter mir. Er will seinen eigenen Rhythmus wieder finden. Die ersten Gruppen kommen uns entgegen, sie hatten den Gipfelsieg geschafft und steigen ab.

Nun haben wir den steilen, aber abgeblasenen Gipfelgrat erreicht. Vielleicht noch 100 Meter…jetzt heißt es durchbeißen und nur nicht schlapp machen. Zum Glück liegt kein Tiefschnee mehr. Der Nebel wird stärker, es bläst ein wenig und ich schwitze kaum weil es ziemlich kalt ist. Jetzt verlange ich immer wieder kurze Pausen. Franz feuert uns an, nur nicht aufgeben, wir sind gleich am Ziel. Ich schaue auf den Höhenmesser, weit kann es nicht mehr sein…so genau stimmt er hier auch nicht mehr.

Plötzlich sagt Gaggi: „Es freut mich, nur mehr 10 Minuten!“ Was soll das? Wo ist nur der Gipfel? Wir sehen kaum etwas, nur ein paar Meter…und dann doch plötzlich…Gaggi: „Ja, wir haben es geschafft, nur ein paar Meter, dort ist das Gipfelkreuz!“ Ich stehe neben Gaggi und Kurt…schemenhaft im Nebel, zum Greifen nahe, die Erlösung all unserer Qualen. Das Kreuz am Gipfel des Dom`s auf 4545 Meter. Es ist geschafft…endlich. Was es heißt, weiß ich nicht, unglaublich, ich stehe da…
Kurt sichert mich den kurzen Grad hinüber zum Kreuz, es ist nicht viel größer als ich und jetzt stehe ich da.

Für mich ist das eine fast unvorstellbare Leistung…nach 9 Stunden Gehzeit habe ich mich selber übertroffen. Es war zeitweise eine richtige Schinderei. 1700 Höhenmeter hatten wir in den letzten 9 Stunden zurückgelegt. Erst bei 4200 Meter habe ich geglaubt, dass der Gipfelsieg realistisch sein könnte…bis dahin habe ich es einfach nicht gewusst. Aber ich weiß, dass ich die Höhe grundsätzlich gut vertrage. Der Tiefschnee und die Steilheit durch den gewählten senkrechten Anstieg waren für uns das Hauptproblem.

Der Dom…ich stehe am Dom…

Der Wind und der Nebel zwingen uns zum baldigen Abstieg. Keine Zeit für weitere Gedanken, keine Weitsicht, nur Nebel und heftiger Wind umgeben uns. Beim Abstieg wundere ich mich nicht mehr, dass ich Verschnaufpausen beim Aufstieg benötigt habe. Jetzt erst sehen wir diese Steilheit.

 

Bald werden wir mit einem neuen Problem konfrontiert. Der Nebel wird dichter, und der Wind hat die Spuren verweht. Gaggi übernimmt von Franz die Führung, da sich dieser mit der Orientierung nicht mehr zurecht findet. Wir gehen senkrecht hinunter. Hin und wieder sehen wir einige Reste von Spuren…nur mehr die Einstichstellen der Pickel sind erkennbar, und an diesen orientiert sich nun Gaggi. Jetzt bekommen wir auch ein Gefühl über die Entfernung, die wir zurückgelegt haben. Irgendwann biegen wir nach rechts ab, und als wir die große Spalte erreichen, wissen wir, dass wir am richtigen Weg sind. Während der ganzen zeit war ich immer angespannt, aber unheimlich ruhig…nur keine Panik aufkommen lassen, habe ich mir gesagt. Zum Glück gab es keine Probleme mit den Spalten…wir waren auf einer sicher Spur unterwegs. Den letzten Steilhang hinunter, ich schüttle nur mehr den Kopf, wir sinken hier besonders tief ein und nun haben wir die Nebelgrenze erreicht. Endlich fühlen wir uns sicher, und es kann uns so gut wie nichts mehr passieren. Wir machen eine kurze Trink- und Essenspause. Gegessen haben wir bis dahin gar nichts.
dom

 

Das Wetter wird sogar etwas schöner. Dann folgen wir ohne einer weiteren Pause, der Spur rüber zum Festijoch. Jetzt darf ich wieder fotografieren…endlich ist dafür wieder Zeit. Mit Fotopausen hätten wir es wahrscheinlich nicht geschafft. Wir sind alle total erschöpft, aber die Pause war notwendig und hat uns gut getan. Die Kräfte kommen wieder zurück. Ich klettere aufs Joch hinauf und franz schießt ein Foto. Gaggi setzt zum Sprint an, und geht alleine hinunter zur Domhütte. Wir sind ihm jetzt zu langsam. Ganz einfach ist es nicht, nach einigen kurzen Klettereien stehe ich am Festijoch und sehe Gaggi in Richtung Festi-Gletscher entschwinden. Wenn möglich will er heute noch zurück ins Tal, und mit dem Zug zurück zu seiner neuen Flamme fahren. Beim Abstieg lösen sich bei mir und Kurt die Bindungsteigeisen, und sind nur mehr schwer wieder zu befestigen. Wir vertrauen den Seilen, und stehen bald am Fuße des Festijochs. Ich bestehe darauf, dass wir uns am Festijoch wieder abseilen. Wir sehen zwar die Spuren, aber der Teufel schläft nicht. Erst jetzt fallen uns die großen Distanzen auf. Obwohl wir ziemlich müde sind, geht es dennoch flott voran. Durch die dicken Wolken ist es düster, ja fast gespenstisch.

Wir verstauen das Seil, die Steigeisen, Brust- und Sitzgurt wieder in unseren Rucksäcken. Über die Geröllhalde gehen wir weiter hinunter…einfach gehen bis zum Ende. Endlich sehen wir die Domhütte.

Gaggi wartet doch auf uns, und freudig umarmen wir uns. Geschafft…ich trinke zunächst ein Bier, wie die anderen auch. Um 4 Uhr morgens sind wir aufgebrochen, jetzt ist es 19 Uhr und schon dämmrig. Dann kommt die lauwarme Gemüsesuppe. Mühsam bemühe ich mich zu Essen, bin fix und fertig. Langsam, einen Schöpfer nach dem anderen. Nun noch die Nudeln mit Käsesouce. Obwohl diese gut schmecken, schaue ich sie lange an bis es mir wieder gelingt weiterzuessen.

Der Hüttenwirt ist sauer. Karl ist abgestiegen. Mehrere Gruppen sind auf Grund des Schlechtwetters gar nicht gekommen, und nicht einmal abgesagt. Das Essen ist gekocht, jetzt kann er es über die Felsen werfen, wo die Tiere darauf warten. Ja, das Leben eines Hüttenwirts ist mühsam. Bei Schönwetter ist die Hütte überfüllt, bei Schlechtwetter oder unsicherer Wetterlage ist er ein Alleinunterhalter. Laura und Franz Brautscher, so heißen die Betreuer der Domhütte. Sie hat viel Humor, und versucht die Situation so gut es geht zu meistern.

Reiseberichte Europa Reiseberichte Nordamerika Reiseberichte Südamerika
Reisenberichte Afrika Reiseberichte Australien Reiseberichte Asien
Reiseberichte Antarktis Abenteuer Reiseberichte Reisebericht Mittelamerika

 

 

 

Reiseinfos Schweiz

Ihr habt einen Reisebericht aus der Schweiz, Reiseinfos über die Schweiz oder eine speziellen Schweiz Reisetipp?

Ich werde gerne eure Infos oder Reiseberichte veröffentlichen. Verwendet bitte dazu das Kontaktformular!

Buchtipp Schweizer Berge

 

Copyright 2006 Traum-Reiseberichte.com   Reisebericht Dom Besteigung| Reiseinfos Schweiz | Reisetipps Schweiz