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Reisebericht aus Guatemala
Reisebericht Guatemala
Die wohl berühmtesten Maya-Ruinen Mittelamerikas sind die von Tikal. Jahrhunderte vom
Dschungel verborgen, wurden sie erst in den Jahren 1926-37 ausgegraben. Eine
unvergessliche Nacht hatte ich damals auf dem Tempel IV verbracht. Die Spitze dieser
Pyramide ragte weit aus dem Dschungel heraus. Oben befand sich eine kleine Cella, in der
ich meinen Schlafsack ausbreitete und die Skorpione hinauswarf. Am nächsten Morgen
weckten mich die Brüllaffen und über dem Regenwald stieg langsam der Nebel auf. Die
Tempel von Tikal lösten sich aus der grünen Hölle, als wären sie von einem anderen
Planeten. Für den Film "Krieg der Sterne" wurde dieser Ort gewählt, weil er ein so
beeindruckendes Panorama bot.
Flores liegt in der Nähe von Tikal, auf einer Insel im Lago Petén Itzá. Über einen
kleinen Damm erreichte ich die Insel und betrachtete mir das bunte Treiben eines
Jahrmarktes. Kleine Buden, die bunte Getränke und Süßigkeiten verkauften und
Spielzeug, das aus Alu-Dosen gefertigt war. Ein Jahrmarkt, wie aus einer anderen
Zeit. Ein Mini-Riesenrad mit vier Sitzen wurde durch reine Muskelkraft mit einer
Kurbel angetrieben. Zwei Kinder hatten ihre helle Freude an dem Auf und Ab,
während der Vater sie stolz beobachtete. Ein Europäer wartete mit seinem Sohn, bis
das Riesenrad zum Stillstand kam, damit sein Kind auch mitfahren konnte. Er gab ihm
100 Quetzales, damit der Junge sich eine Fahrkarte kaufen konnte. Das war viel Geld
und der Kassierer musste fast seine ganzen Einnahmen dem kleinen Jungen als
Wechselgeld zurückgeben. Die beiden guatemaltekischen Kinder sahen ihn mit großen
Augen an und fragten ihren Vater, ob sie auch noch einmal fahren dürften. Aber er
schüttelte mit dem Kopf und ging.
Später ging ich in ein Café am See und sah den Guatemalteken wieder, der mir vorher
am Riesenrad aufgefallen war. Er war jetzt allein und ziemlich betrunken. Ich setzte
mich an seinen Nachbartisch und wir kamen ins Gespräch.
"Manche Kinder von Touristen haben mehr Geld als Erwachsene", sagte er.
"Ich habe heute am Riesenrad gesehen wie stolz sie auf ihre Kinder sind", antwortete
ich.
"Ich bin Busfahrer. Immer unterwegs zwischen Flores und Guatemala-City. Aber ich
verdiene damit nicht viel Geld", gab er mir zu verstehen.
"Sie lieben ihre Kinder und das kann man mit Geld nicht aufwiegen", meinte ich.
Besuch des Jahrmarktes für ihn sehr teuer war? Warum hatten die europäischen
Kinder soviel Geld? Er trank weiter und wurde zunehmend agressiver. |
Am nächsten Tag nahm ich den Bus nach Guatemala-City. Es sollte die fürchterlichste
Busfahrt meines Lebens werden. Der Fahrer überholte an unübersichtlichen Kuppen und
holte aus dem Bus heraus, was er konnte. Manchmal beobachtete er mich im Rückspiegel,
um zu überprüfen, wie mir sein Fahrstil gefiel. Einmal hätte er beinahe einen Mann über-
fahren. Er stieg aus dem Bus, zog seinen Gürtel aus der Hose und bedrohte das Opfer
damit auch noch. In Guatemala-City schaute ich mir den Busfahrer genauer an. Es war
der gleiche Mann, den ich abends zuvor im Café getroffen hatte.
Dieser Reisebericht aus Australien wurde von Bernd Scheuermann zur Verfügung gestellt. besucht auch seine Website mit außergewöhnlichen und interessanten persönlichen Reiseberichte .
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